PM 66 | 12.06.2008
Gebeine von Waisenhaus Kindern werden neu bestattet

Gebeine von Waisenhaus-Kindern werden neu bestattet
82 Skelette waren bei archäologischen Ausgrabungen gefunden worden

Am kommenden Montag (16. Juni, 9 Uhr) werden auf dem Erfurter Hauptfriedhof die Gebeine von Waisenhauskindern neu bestattet. Die Skelette stammen von archäologischen Ausgrabungen auf dem Gelände des Augustinerklosters. An der Gedenkfeier nehmen Kloster-Kurator Lothar Schmelz, der Erfurter Oberbürgermeister Andreas Bausewein und Schwester Katharina Schridde von der Communität Casteller Ring teil. Nach dem Wiederaufbau der ehemaligen Bibliothek des Augustinerklosters wird eine Gedenktafel darauf hinweisen, wo die Gebeine ihre letzte Ruhestätte gefunden haben.

Das Kloster wurde in seiner fast tausendjährigen Geschichte unterschiedlich genutzt. Unter anderem gab es im Ostteil von 1669 bis 1951 ein Evangelisches Waisenhaus. Elternlose Kinder erhielten hier Unterkunft, Kleidung und Nahrung sowie schulische Bildung. Durch tägliche Manufakturarbeit trugen sie mit zu ihrem Unterhalt bei.

Bis zum Jahr 1821 waren insgesamt 2259 Kinder in dem Waisenhaus untergebracht. Sie blieben maximal bis zu ihrem 16. Lebensjahr. Wie die Chronik berichtet, sind 119 von ihnen zuvor entlaufen, 237 verstarben und wurden auf dem Friedhof nördlich der ehemaligen Klosterbibliothek begraben. Nach Aussage der Kirchenbücher betrug die Belegungsdauer des Friedhofes mindestes 134 Jahre: Die früheste Bestattung ist im Jahr 1680 vermerkt, die späteste im Jahr 1814.

Bei archäologischen Ausgrabungen von Februar bis Juni 2007 wurden auf dem Klostergelände 82 Skelette geborgen und zu wissenschaftlichen Untersuchungen an das Landesamt für Archäologie und Denkmalpflege in Weimar transportiert. Dort fanden wissenschaftliche Untersuchungen statt. Dadurch waren beispielsweise Aussagen über die Todesursachen der Kinder möglich. Das Sterberegister der Augustinergemeinde berichtet von einem besonders tragischen Fall im Jahr 1744: Ein Waisenknabe hatte sich heimlich auf den Kirchturm der Johanniskirche geschlichen und dort an einer Glocke den Kopf zerschlagen.

Bei Rückfragen: Lothar Schmelz, 0361-576 60 32 oder 0177-804 53 52


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