PM 053 | 12.04.2019
Große Werke der Kirchenmusik in der Karwoche

Passahmahl, Kreuzwege, Andachten, Wanderung zu Quellen, Passionsspiel

Mit der Karwoche von Palmsonntag bis Karsamstag (14. bis 20. April) bereiten sich die Kirchengemeinden der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) auf das Osterfest vor. So werden große kirchenmusikalische Werke aufgeführt, Passionsandachten und Kantatengottesdienste finden statt, es wird zum Tischabendmahl und zu Kreuzwegen eingeladen.

Hintergrund:
Die Karwoche wird auch „heilige Woche“oder „stille Woche“ genannt. Das Wort kommt vom altdeutschen „kara“ – wehklagen. Die Woche vor Ostern ist der Höhepunkt der Passionszeit, der Leidenszeit Christi, und beginnt mit dem Palmsonntag, der Erinnerung an den Einzug Jesu in Jerusalem. Beim Gründonnerstag meint „Grün“ nicht die Farbe, sondern wird von „gronan“ (greien, weinen) abgeleitet. Der Tag vor Karfreitag erinnert an das letzte Abendmahl, das Jesus mit seinen Jüngern feiert. Anschließend zieht sich Jesus in den Garten Gethsemane zurück und betet. Dort wird er in der Nacht von den Römern gefangen genommen, weil ihn sein Jünger Judas verraten hat. Am Karfreitag als einem der höchsten Feiertage der evangelischen Christen wurde Christus auf dem Berg Golgatha gekreuzigt. Am Mittag verfinsterte sich die Sonne bis zur neunten Stunde, also gegen 15 Uhr. Zu dieser Todesstunde Jesu wird heute in vielen Gemeinden eine Andacht gehalten: ohne Glockengeläut, Orgel und Altarschmuck, oft mit der Feier des Abendmahles.

Ausgewählte Veranstaltungen in Thüringen:
Nicht fehlen dürfen „Standard-Werke“ der Kirchenmusik von Johann Sebastian Bach. So ist im Rahmen der Thüringer Bachwochen Johann Sebastian Bachs „Johannespassion“ am Karfreitag (19. April, 18 Uhr) in der Georgenkirche Eisenach zu hören. Mit dem Kammerchor Cappella Amsterdam und dem Orchester des 18. Jahrhunderts gastieren niederländische Spitzenensembles, geleitet von Daniel Reuss, einem der profiliertesten Chordirigenten unserer Zeit. Außerdem ist die „Johannespassion“ am 19. April in Saalfeld/Saale mit Solisten, Oratorienchor Saalfeld, Merseburger Hofmusik (auf Instrumenten historischer Mensur) und Denny Wilke (Orgel) geplant (15 Uhr, Johanneskirche). Auszüge kommen am Karfreitag in Eisenberg (15 Uhr, Schlosskirche St. Trinitatis) im Passionskonzert mit dem Posaunenchor Eisenberg zu Gehör.

Bachs „Matthäuspassion“ wird am 14. April (16 Uhr, Johann Sebastian Bach-Kirche) in Arnstadt mit dem Gabrieli Consort & Players als Spezialensemble für Alte Musik unter Leitung von Paul McCreesh aufgeführt. Die Passion ist zudem am 13. April in der Stadtkirche Meiningen (19 Uhr) und am 14. April (17 Uhr) in Waltershausen mit dem Meininger Kammerchor, dem Ensemble Vocale Waltershausen, dem Telemannischen Collegium Michaelstein mit historischen Instrumenten sowie namhaften Vokalsolisten zu hören. Die „Markus-Passion“ von Bach steht am 14. April (16 Uhr) in der Georgenkirche Eisenach mit Solisten, Bachchor Eisenach und Thüringen Philharmonie Gotha-Eisenach auf dem Programm.

Auch weniger bekannte Werke sind zu hören. So führen Kirchenmusiker und Kirchenmusikerinnen der Propstei Meiningen-Suhl zum 310. Geburtstag des Rudolstädter Hofkomponisten Georg Gebel d. J. (1709-1753) neu-edierte Passions-Kantaten auf. Am Karfreitag erklingt in der Stadtkirche Rudolstadt die Kantate „Vater, ich befehle meinen Geist“ mit Solisten, Oratorienchor Rudolstadt, Kammerorchester, KMD Frank Bettenhausen (Orgel) unter Leitung von KMD Katja Bettenhausen. In Weimar wird das „Stabat mater“ von Antonin Dvorák am 17. April aufgeführt (19.30 Uhr, Jakobskirche), am 18. April (20 Uhr, Stadtkirche) folgen Heinrich Ignaz Franz Bibers „Rosenkranzsonaten“ und „Die Verteidigungsrede des Judas Ischariot“ von Walter Jens. Am Karfreitag gibt es in Weimar unter anderem zur Sterbestunde Jesu (15 Uhr) „Musik aus der Markuspassion“ von Reinhard Keiser und Dietrich Buxtehude (Kreuzkirche) sowie „Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze“ von Joseph Haydn für Streichquartett (Johanneskirche), und um 22 Uhr erklingt in der Jakobskirche die Johannespassion nach Bach für Tenor allein, Cembalo, Orgel und Schlagwerk. Franz Liszts Via Crucis ist in der Kirche Denstedt (17 Uhr) geplant.

In Bad Langensalza wurden in der Passionszeit Kreuzwegandachten entlang der Einkaufsstraße als „Via Dolorosa“ angeboten. Um 15 Uhr war Treffpunkt entsprechend der Uhrzeit, zu der Christus verstarb, also zur 9. Stunde nach biblischer Zählung. Abschluss ist am Karfreitag mit einer Kreuzmeditation in der Marktkirche.

Während der Fastenzeit wird immer mittwochs um 12 Uhr zur Passionsandacht vor dem geschlossenen Hochaltar der Divi Blasii Kirche in Mühlhausen eingeladen. In der Osternacht wird der Altar wieder aufgeklappt. Die Passionsandachten in der Marienkirche in Artern widmen sich anlässlich des Karl-Barth-Jahres Texten und Briefen von Karl Barth. „7 Wochen wandeln - der etwas andere Fastenkurs“ heißt es dienstags im Gemeinderaum Gotha-Sundhausen mit Fastenspeisen, Impulsen, Bibelgespräch und Kerzengebet.

Am Gründonnerstag wird vielerorts ein Tischabendmahl zur Erinnerung an den letzten Abend von Jesus mit seinen Jüngern gefeiert. Die Teilnehmer essen, beten und singen gemeinsam. Treffen finden zum Beispiel im Gesindehaus Frienstedt, im Pfarrhaus Seebergen und in der Nikolaikirche Eisenach statt.

„Unterwegs zu den Quellen des Lebens“ ist eine besinnliche Wanderung am Karfreitag von Apfelstädt zu den Quellen betitelt. Nach einer Andacht wird das Taufwasser für Ostern geschöpft. In Gerstungen treffen sich am Karsamstag um 5 Uhr evangelische und katholische Christen, um schweigend Osterwasser an der Kohlbachquelle zu holen. Um 17 Uhr inszeniert die Theatergruppe Gerstungen in der Kirche das stille Meditations-Bild „Der ungläubige Thomas“.

Im Augustinerkloster Erfurt wird am Gründonnerstag zum Tischabendmahl und gemeinsamem Abendessen eingeladen. Am Karfreitag ist die Feier der Todesstunde Christi geplant. „Das etwas andere Abendmahl“ organisiert das Kloster Volkenroda am 18. April und am Karfreitag gehört zur Kreuzweg-Andacht das gemeinsame Durchlaufen vom Weg Jesu bis zu seiner Kreuzigung mit viel Stille, Andacht und Impulsen; parallel gibt es ein Kinderprogramm.

Ausgewählte Veranstaltungen in Sachsen-Anhalt:
Am Palmsonntag (14. April, 18 Uhr) gehen Christen in Magdeburg den traditionellen ökumenischen Kreuzweg durch die Stadt. Der Weg beginnt am Katharinenturm, weitere Stationen sind der Alte Markt, der Prämonstratenserberg und das Hundertwasserhaus. Der Kreuzweg endet in der Kathedrale St. Sebastian. Das gemeinsame Singen, Beten und Lesen von Bibeltexten soll an das Sterben und Leiden Jesu Christi erinnern. Durch die individuelle Geschichte der einzelnen Stationen übermittelt jede eine eigene Botschaft. Die seit dem 14. Jahrhundert bestehende Tradition des Kreuzweg-Gehens soll in die heutige Zeit übertragen werden. Dabei sollen sowohl die Not der Krisengebiete dieser Welt, als auch alle persönlichen Sorgen und Nöte zu Christus getragen werden.

In Halberstadt führt am Palmsonntag (14. April, 10 Uhr) der Kinderchor in der Winterkirche am Dom eine Kinderpassion auf. Begleitet von der Orgel und einem Cello singen die Kinder Choräle und Soli zu Texten aus der Passionsgeschichte.
Die Merseburger Domkantorei, das Domgymnasium Merseburg und das Kammerorchester Halle führen am Palmsonntag (14. April, 17 Uhr) in Merseburg die Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach im Dom auf. Die Rollen der handelnden Personen übernehmen Schüler des Religionskurses der 11. Klasse des Domgymnasiums. Entlang des Werkes wird die Passionsgeschichte in Musik und Wort zu erleben sein.
Die Johannes-Passion von Bach wird von der Kantorei Aschersleben und der saxonia Music Company in der Margarethenkirche Aschersleben am Palmsonntag (14. April, 18 Uhr) aufgeführt.

Am Gründonnerstag (18. April) gibt es in vielen Kirchen Abendmahlsgottesdienste. So auch im Dom zu Naumburg (18 Uhr), im Dom Magdeburg (19.30 Uhr) und in der Johanniskirche in Wernigerode (18 Uhr). Zu einem Tischabendmahl (19.30 Uhr) lädt das Kloster Drübeck in das Eva-Heßler-Haus ein.

Am Karfreitag (19. April, 15 Uhr) gibt es in der St.-Jacobikirche in Sangerhausen Musik zur Sterbestunde Jesu. Die Gemeinde der Marienkirche in Weißenfels lädt am Karfreitag (11 Uhr) zu einem Musikalischen Gottesdienst mit Passionsmusik von Heinrich Schütz ein.
In der Marienkirche in Laucha (Unstrut) wird am Karfreitag (20 Uhr) das Passionsspiel „Verraten und verkauft “ aufgeführt. In diesem Jahr steht die Figur des Judas im Mittelpunkt. Diese Geschichte wird dabei aus der Sicht seiner Schwester erzählt. Das Passionsspiel spielen und singen etwa 90 Jugendliche aus der Region. Erstmals gibt es in diesem Jahr bei der Aufführung des Passionsspiels eine Zusammenarbeit mit dem Burgenland-Gymnasium Laucha.

Hinweis an die Redaktionen: Im Anhang finden Sie eine Auswahl von Veranstaltungen zur Passionszeit in Thüringen.

Foto: Klosterkirche Kloster Volkenroda

RÜCKFRAGEN

Susanne Sobko, 0162-2048755, und Friedemann Kahl, 0151-59128575

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