PM 89 | 14.08.2009
Israelsonntag: Gottesdienste, Konzert und Ausstellungseröffnung am 16. August

Tag des jüdisch-christlichen Dialogs

Gottesdienste zum „Israelsonntag“ werden am kommenden Sonntag (16. August) in vielen Kirchengemeinden der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) gefeiert. Ursprünglich ein jüdischer Gedenktag, wurde seit dem 16. Jahrhundert in den lutherischen Kirchen der Zerstörung Jerusalems durch die Römer gedacht. Heute wird der Israelsonntag Mitte August als ein Tag des jüdisch-christlichen Dialogs begangen. Erinnert wird dabei auch an das Leid, das Kirchen und Christen den Juden durch die Jahrhunderte zugefügt haben.

Zu einem regionalen Gottesdienst zum Israelsonntag lädt der evangelische Kirchenkreis Eisenberg am 16. August, 10 Uhr, in die Kirche zu Bürgel. Im Anschluss wird die Wanderausstellung „Nehmt einander an – Nächstenliebe lernen durch Begegnung“ eröffnet. Pfarrer David Wagner, der den Gottesdienst mit Pastorin Kerstin Gommel gestaltet, war selbst in Israel und wird über seine Begegnungen mit Judentum und Islam berichten.

In Gera wird um 10.30 Uhr zu einem Gottesdienst zum Israelsonntag in die Kirche St. Trinitatis geladen. Pfarrer Michael Kleim wird in seiner Predigt über Jerusalem als „umstrittene Stadt“ sprechen. In der Fürbitte soll dem jüdischen Volk ebenso wie aller vom Nahostkonflikt betroffenen Menschen gedacht werden.

Besondere Gottesdienste zum Israelsonntag sind auch geplant in Hildburghausen (9.30 Uhr, Christuskirche) und Weimar (10 Uhr, Kreuzkirche) sowie in der Region Jena (Ottstedt 9 Uhr, Maina 10 Uhr, Magdala 17 Uhr). Auf dem Jüdischen Friedhof in Gotha wird es 11.30 Uhr, im Anschluss an die sonntäglichen Gottesdienste, eine Andacht geben, und im evangelischen Augustinerkloster in Erfurt erklingt jüdische Musik: „Harry`s Freilach“ aus Berlin spielen am Sonntagabend ab 18.30 Uhr Klezmer.

Hintergrund:
Juden in aller Welt gedenken am „Tischa beaw“ (nach jüdischem Kalender der 9. des Monats „aw“) der Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahr 70 nach Christi Geburt. Diese Erinnerung ist vom kirchlichen Kalender aufgenommen wurden: Der zehnte Sonntag nach Trinitatis ist der Israelsonntag. Früher auch „Judensonntag“ genannt, war der Gedenktag antisemitisch belastet. Oft wurden in Gottesdiensten die Juden für die Zerstörung Jerusalems verantwortlich gemacht, denn viele Pfarrer legten dieses geschichtliche Ereignis als Strafe für die Kreuzigung Jesu aus.

Nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich der Blickwinkel. In den Gottesdiensten zum Israelsonntag wurde nun auch erinnert an die Mitschuld der Christen am Massenmord an den europäischen Juden im Dritten Reich. Heute besinnen sich Christen zum Israelsonntag auf die jüdischen Wurzeln ihres Glaubens. 1960 wurde an der Kirchlichen Hochschule in Berlin das „Institut Kirche und Judentum“ gegründet, das sich dem Abbau antisemitischer Tendenzen im Protestantismus widmet. Das Institut erhielt 2005 in Erfurt für seine Verdienste um den christlich-jüdischen Dialog die Buber-Rosenzweig-Medaille. Auch in Thüringen gibt es eine Arbeitsgemeinschaft „Kirche und Judentum“.

RÜCKFRAGEN

Ricklef Münnich, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Kirche und Judentum in Thüringen, 0177-6914045;
Pfarrer David Wagner, Eisenberg, 036691-46921;
Pfarrer Michael Kleim, Gera, 0365-26843

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