PM 137 | 16.11.2006
Landessynode d Thuer Landeskirche mit Rede von Bischof Kaehler

Landessynode der Thüringer Landeskirche eröffnet
Bischof Kähler: Keine Alternative zum Kirchenamt an einem Ort
Die Heilige Elisabeth fragt uns: Was tut ihr heute für die Ärmsten?

Der Bericht von Landesbischof Christoph Kähler stand am Beginn der am heutigen Donnerstagvormittag (16.11.) eröffneten Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen. Schwerpunktthema der bis Sonntag (19.11.) dauernden Tagung ist die Föderation Evangelischer Kirchen in Mitteldeutschland (EKM). Erwartet wird von der Synode ein Tendenzbeschluss zum Standort des gemeinsamen Kirchenamtes und gemeinsamen Bischofssitzes.

Der Eröffnungsbericht ist angesichts des bevorstehenden Elisabethjahres, das am Sonntag mit einem Gottesdienst in Eisenach eröffnet wird, dem Thema „Heilige – Vorbilder im Glauben“ gewidmet. Kähler geht in dem Bericht aber zunächst auf die anstehende Entwicklung der Föderation ein.

So erinnert er an den 1997 begonnenen Konsolidierungsprozess, den die Landeskirche nach Kreditaufnahmen in den 90er Jahren durchlaufen habe. Bei dieser gelungenen „harten Sanierung“ habe eine selbstverschuldete katastrophale Finanzlage gelöst werden müssen. Heute werde mit der beschlossenen Strukturanpassung, nach der bis 2012 insgesamt 35 Prozent Personal- und Sachkosten der landeskirchlichen Verwaltung einzusparen sind, überlegter und vorausschauender gespart. Der wesentliche Vorschlag, die Sparziele zu erreichen, bestehe darin, das Kirchenamt an einem Standort anzusiedeln. 2012 würde die gemeinsame Verwaltung zwar nur noch über 39 Prozent der Stellen von 1997 verfügen, könnte aber den Service einer Landeskirche für die Gemeinden vor Ort noch erbringen.

Kähler betont: „Ich möchte eine landeskirchliche Struktur erhalten, durch die die Arbeit in den Gemeinden und Kirchenkreisen gestärkt und gefördert wird. Auch muss unsere kirchliche Organisation so leistungsfähig bleiben, dass sie der seelsorgerlichen, sozialen, der pädagogischen, kulturellen und politischen Verantwortung einer Kirche in dieser Gesellschaft so weit wie möglich gerecht werden kann.“

Bleibe die Thüringer Landeskirche selbständig und leiste sich eine eigene Verwaltung, könnten wesentliche landeskirchliche Aufgaben nicht mehr erbracht werden. Als Beispiel nennt der Landesbischof die von der Landeskirche finanzierte Klinikseelsorge. Würde die Landeskirche jedoch mehr Mittel als vorgesehen für die Verwaltung einsetzen, würde dies zu Lasten der Kirchgemeinden gehen müssen.

Die Vorschläge der Föderationskirchenleitung für ein gemeinsames Kirchenamt in Erfurt und einen Bischofssitz in Magdeburg seien Kompromisse zweier Partner. „Es kann und wird keine einseitigen Belastungen für eine der beiden Partnerkirchen geben, sondern nur ein Paket, in dem Geben und Nehmen möglichst ausgeglichen sind“, versichert Kähler.

Im Blick auf die bevorstehende Eröffnung des Elisabethjahres wirft Kähler im theologischen Teil seiner Rede die Frage auf, wie evangelische Christen mit Märtyrern und Heiligen umgehen. Seit die Reformatoren den im 16. Jahrhundert üblichen Heiligenkult beendet hätten, unterscheide sich die evangelische Auffassung von der katholischen in drei Punkten: Eine förmliche Anerkennung von Heiligen durch eine Instanz wie den Papst gäbe es nicht, ebenso keinen Heiligenkatalog. Auch würden Heilige nicht angerufen. Und schließlich seien auch Heilige „Gerechte und Sünder“ zugleich und keine fehlerfreien Menschen.

Heilige im evangelischen Sinn seien Menschen, „deren Lebenszeugnis und Glaubenskraft in solcher Weise verbunden war, dass dies zum Glauben und christlichen Handeln auch an anderem Ort, zu anderer Zeit und unter anderen Umständen ermutigt“.

Die ungarische Prinzessin Elisabeth sei „ein hervorragendes und mit unserer Thüringer Geschichte in hohem Maß verbundenes Beispiel für eine Heilige, an die sich zu erinnern lohnt“, so Kähler. „Elisabeth war eine junge Frau voller Facetten – naiv, politisch, emanzipiert, erotisch, fromm, fanatisch. Doch das Wichtigste ist ihre Frage an uns: Was tut ihr heute für die Ärmsten? Wie entdeckt ihr das Antlitz Jesu Christi in ihren Gesichtern?“

Dieses Thema werde das Land die nächsten Jahre begleiten. Dabei könne es nicht nur um Verteilungsgerechtigkeit gehen. „Nur das Streben nach Befähigungsgerechtigkeit und Teilhabe wird die Teufelskreise von Armut, mangelnder Bildung und Arbeitslosigkeit durchbrechen, die eine Generation nach der anderen in ihren Bann ziehen.“

Hinweise für die Redaktionen:
Den kompletten Bischofsbericht finden Sie - wie auch einen genauen Ablaufplan der Synode und die Tagungsunterlagen - unter: www.ekmd-online.de (rechte Navigationsleiste „Synode“)
Eine PM zur Einbringung des Doppelhaushaltes ist für heute Nachmittag (16.11.) vorgesehen.
Das Elisabethjahr der Evangelischen Kirchen im Internet: www.elisabethjahr-online.de
Bei Rückfragen: Ralf-Uwe Beck, 0172-7962982


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