PM 27 | 30.05.2005
Pfarrehen besonders gefährdet

Pfarrehen besonders gefährdet
Rosmarie Kähler: „Ein Pfarrhaus ist wie ein Glashaus“

„Das Amt der Pfarrfrau gibt es nicht mehr, aber Pfarrfrauen und Pfarrmänner schon. Sie müssen den Spagat aushalten zwischen dem für alle offenen Pfarrhaus und eigenen Ansprüchen“, so markiert Rosmarie Kähler die schwierige Situation der Partner von Pfarrern und Pastorinnen der Evangelischen Kirche. Kähler ist Mitinitiatorin eines Treffens von Pfarrfrauen unter dem Motto „Zwischen Anspruch und Wirklichkeit: Beziehungshaus Pfarrhaus“ am kommenden Samstag in Weimar.

336 Pfarrer und 140 Pastorinnen arbeiten in den Gemeinden und im übergemeindlichen Dienst der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen. Ungefähr 90 Prozent der Amtsinhaber sind verheiratet. Es sei demnach davon auszugehen, daß es etwa 300 Pfarrfrauen und 125 Pfarrmänner gibt.

„Noch vor 30 Jahren war die Rolle der Pfarrfrau klar definiert. Sie hat wie selbstverständlich ehrenamtlich in der Gemeinde mitgearbeitet, das Pfarrhaus als Begegnungsstätte gepflegt und oft auf einen Beruf verzichtet“, weiß Rosmarie Kähler aus eigener Erfahrung. Ihr Mann Christoph Kähler, heute Landesbischof der Thüringer Kirche, war in den 70er Jahren Gemeindepfarrer in Leipzig. Auch heute gäbe es Pfarrfrauen, die die Rolle ganz annehmen. Die meisten jedoch hätten einen eigenen Beruf, der sie voll beansprucht. Zunehmend würden die Gemeinden dies auch respektieren.

Das Pfarrhaus als offenes Haus bringe besondere Belastungen für die Familien mit. Oft sei der Rückzug ins Private erschwert. „Ein Pfarrhaus ist wie ein Glashaus“, so Kähler. Auch sei der Organisationsaufwand bei dem unregelmäßigen Alltag im Pfarrhaus sehr hoch, um alle Ansprüche „unter einen Hut“ zu bekommen. Damit seien Pfarrehen besonders gefährdet. Für Pfarrehen in Krisensituationen werde deshalb Beratung angeboten. Für geschiedene Pfarrfrauen gibt es seit 1992 in der Thüringer Landeskirche eine Selbsthilfegruppe.

Rosmarie Kähler empfiehlt den Familien, freie Zeit, die nur der Familie gehört, fest einzuplanen und mit der Kirchgemeinde abzusprechen. Dies sei nach dem Dienstrecht möglich. Pfarrern und Pastorinnen stehe ein freier Tag in der Woche zu. Auch der Landesbischof nähme sich Auszeiten. So gehöre der Montag im Normalfall der Familie. Dies sei nicht immer durchhaltbar. Aber beide hielten grundsätzlich an den freien Montagen fest.

Bei Rückfragen:
Rosmarie Kähler, Tel. 0173-8942607


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