PM 22 | 27.04.2017
Bericht der Landesbischöfin zum Auftakt der Synode in Wittenberg

Zwischenbilanz zum Reformationsjubiläum

Zum Auftakt der Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) am heutigen Donnerstag (27.4.) hat Landesbischöfin Ilse Junkermann eine erste Zwischenbilanz des Reformationsjubiläums gezogen. Sie würdigte die vielfältigen Aktivitäten und Höhepunkte und hob hervor, wie viele Menschen und Institutionen sich daran beteiligen. „So konnte die Vielfalt der Reformation und ihrer Wirkungen entfaltet werden. Und so konnten wir schon reichlich Früchte der Erkenntnis ernten.“ So sei Reformation ein vielfältiger und vielschichtiger Prozess in der Geschichte, im Übergang zwischen Mittelalter und Neuzeit. „Vielfältige neuere Forschungen haben unser Bild, wie die Geschichte war, deutlich verändert.“

In Mitteldeutschland, dem Mutterland der Reformation, engagieren sich viele Menschen ehrenamtlich in den Kirchengemeinden für das Jubiläum und das Gedenken, zum Beispiel in Ausstellungen und Symposien oder bei der Sanierung der für die Reformation so wichtigen Kirchengebäude: „In all diesen Sanierungen wurden nicht nur Steine bewegt. Die Renovierungen sind auch mit inhaltlichen Konzeptionen verbunden.“ So zum Beispiel im Zentrum Taufe in Lutherstadt Eisleben oder im neu konzipierten Lutherhaus in Eisenach.

In ihrem Bericht hob die Landesbischöfin aber auch hervor, dass Reformation kein „reines Glanzgeschehen“ sei, es gebe auch „problematische Entwicklungen und Wirkungen“, wie den Bauernkrieg und die „damit an den Rand gedrängte Frage nach gesellschaftlicher, nach sozialer Gerechtigkeit, die strukturell im Gemeinwesen verankert ist“, den Antisemitismus „mit seiner Wirkungsgeschichte als Verfolgungsgeschichte bis in die Shoa des 20. Jahrhunderts“ oder die „Stilisierung Martin Luthers als Begründer einer deutschen Nation.“ Für viele in unserer Gesellschaft sei das Reformationsjubiläum Anlass, über die Grundlagen unserer Gesellschaft, Europas und unserer Gemeinschaft in der Welt nachzudenken.

Die Landesbischöfin betont in ihrem Bericht, dass das Reformationsgedenken keine museale Vergangenheitsfixierung meint, sondern den Glauben heute: Christus ist nicht dort, wo wir ihn vermuten. Gottes schöpferische Kraft sprengt unsere Vorfestlegungen und Prognosen. Es müsse darum gehen, „ … Lücken nicht mit noch mehr Kraftanstrengung zu füllen, sie vielmehr bewusst offen zu lassen und neuen Ideen Raum zu geben – ohne „Erfolgsgarantie“. So kann aus dem, was wir als Mangel erleben, Neues wachsen.“

Die Tagung des Kirchenparlaments in Wittenberg begann am heutigen Donnerstagnachmittag mit einem Gottesdienst in der Wittenberger Stadtkirche und endet am Samstag (29.4.). Während der dreitägigen Tagung werden sich die Synodalen mit einem Bericht zur Einführung einer Testphase von Elektroautos für kirchliche Mitarbeitende beschäftigen. Beratungen gibt es außerdem zu verschiedenen Berichten, Kirchengesetzen und Anträgen.

Die Landessynode besteht aus 80 gewählten, berufenen und solchen Mitgliedern, die ihr von Amts wegen angehören. Sie verkörpert die Einheit und Vielfalt der Gemeinden, Kirchenkreise, Dienste und Einrichtungen der Landeskirche. Zu den Aufgaben der Abgeordneten, der Synodalen, gehören unter anderem die Kirchengesetzgebung und der Beschluss über den Haushaltsplan; die Synode nimmt Berichte der Landesbischöfin, des Landeskirchenrates und des Landeskirchenamtes entgegen und kann ihnen Aufträge erteilen. Die Landessynode tritt in der Regel zweimal im Jahr zu mehrtägigen Sitzungen zusammen.

Hinweise für die Redaktionen: Die Landessynode tagt im Lutherhotel (Neustraße 7-10) in Lutherstadt Wittenberg und ist öffentlich. Sämtliche Unterlagen zu der Synodentagung finden Sie unter: www.ekmd.de/kirche/landessynode/tagungen/35400.html

RÜCKFRAGEN

Friedemann Kahl, 0151-59128575

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