PM 171 | 16.11.2006
Debatte zu Kirchenvereinigung Bischofssitz und Verwaltungsstandort

Zweiter Sitzungstag der Kirchenprovinz-Synode in Wittenberg

Am Nachmittag des zweiten Sitzungstages der Synode der Kirchenprovinz Sachsen in Lutherstadt Wittenberg standen die Themen Kirchenvereinigung, Bischofssitz und Verwaltungsstandort im Mittelpunkt (16.11.). Die Präsidentin des Kirchenamts der Föderation Evangelischer Kirchen in Mitteldeutschland (EKM), Brigitte Andrae, stellte die Vorschläge der EKM-Kirchenleitung zum Zusammenschluss von Kirchenprovinz Sachsen und Thüringer Landeskirche vor. Für die vereinigte Kirche soll es einen gemeinsamen Bischof mit Amtssitz in Magdeburg geben. Das EKM-Kirchenamt soll in Erfurt angesiedelt werden und die derzeitige Doppelstandortvariante mit Zweigstellen in Magdeburg und Eisenach ablösen. Als Datum für die Vereinigung wird der 1. Januar 2009 anvisiert. Zu diesem Zeitpunkt soll außerdem eine neue Kirchenverfassung in Kraft treten und die bisherigen landeskirchlichen Ordnungen ablösen.

„Nach ausführlichen Beratungen in der Föderationskirchenleitung haben wir uns dazu entschlossen, den Synoden die Alternativempfehlung aus der Machbarkeitsstudie für einen Tendenzbeschluss vorzuschlagen“, sagte Brigitte Andrae. „Wir sind davon überzeugt, dass das Ziel einer Kirchenvereinigung nur mit diesen Standortfestlegungen zu erreichen ist. Nicht zuletzt weil sich beide Föderationspartner mit dem Standort Erfurt für das gemeinsame Kirchenamt identifizieren können.“

In der anschließenden Debatte im Plenum des Kirchenparlaments äußerten sich fast alle Redner positiv zum Ziel einer Kirchenvereinigung. Kritisch angefragt wurden der Zeitplan zur Fortentwicklung der mitteldeutschen Kirchenföderation und der Kostenrahmen für die Ansiedlung der obersten kirchlichen Verwaltungsbehörde in der thüringischen Landeshauptstadt, den die Föderationskirchenleitung auf insgesamt fünf Millionen für beide Kirchen beziffert hat.

„Bei uns muss vermutlich bald ein Kirchenschiff abgerissen werden, weil kein Geld zur Sanierung vorhanden ist“, äußerte Christian Fuhrmann, Superintendent des Kirchenkreises Sömmerda. „Den Gemeinden lässt es sich angesichts dieser Situation nicht vermitteln, dass für mehrere Millionen Euro in Erfurt ein neues Kirchenamt gebaut werden soll.“

„Wir sollten uns für die Entscheidung einer Kirchenvereinigung mehr Zeit lassen, damit der Entschluss auch von möglichst vielen Menschen getragen werden kann und zugleich für möglichst viele Menschen Gewinn hat“, so Annette Lenk. Die Merseburger Superintendentin brachte einen Antrag in die Tagung ein, den Plan für einen Zusammenschluss von Kirchenprovinz Sachsen vorerst auszusetzen.

Am Vormittag des 16. November warben mehr als 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des EKM-Kirchenamts für Magdeburg als Standort für die gemeinsame Kirchenverwaltung. Auf Transparenten und Flugblättern forderten sie die Kirchenparlamentarier auf, gegen den Vorschlag der Föderationskirchenleitung zu stimmen. Bereits vor der Synodentagung hatte die Interessengemeinschaft der Magdeburger Kirchenamts-Mitarbeitenden, die Mitarbeitervertretung (MAV), in einem offenen Brief an die Kirchenparlamentarier für die sachsen-anhaltische Landeshauptstadt als EKM-Kirchenamt-Sitz geworben. Dabei verwiesen die Mitarbeitenden auf die Machbarkeitsstudie zu den Standortfragen. „Statt auf die Ergebnisse eines neutralen Gutachtens zurückzugreifen, welches Magdeburg eindeutig favorisiert, wird der viel teurere Umzug nach Erfurt vorgeschlagen“, kritisierte der Magdeburger MAV-Vorsitzende Hans Mahlstedt die Pläne der EKM-Kirchenleitung.

Die Machbarkeitstudie war im April 2006 von der Föderationskirchenleitung zur Klärung der Standortfrage für das vereinigte Kirchenamt und für den Sitz eines EKM-Bischofs in Auftrag gegeben worden. In der Untersuchung der Hamburger Unternehmensberatung Lischke Consulting wurde als zukünftiger Standort des Kirchenamtes Magdeburg und als Sitz des gemeinsamen Bischofs Erfurt favorisiert. Alternativ schlug die Firma vor, den gemeinsamen Bischof in Magdeburg anzusiedeln und das Kirchenamt in Erfurt.

Ein Tendenzbeschluss zum Themenkomplex Fortentwicklung der mitteldeutschen Kirchenföderation soll am vierten Sitzungstag der Kirchenprovinz-Synode um die Mittagszeit erfolgen (18.11.). Die endgültige Entscheidung wird erst im April 2007 auf parallelen Tagungen der Synoden von Kirchenprovinz Sachsen und Thüringer Landeskirche in Lutherstadt Wittenberg fallen.

Hinweise für Redaktionen:
Fotos zur Mitarbeitenden-Demonstration während der Herbstsynode gibt es zum kostenlosen Download auf der landeskirchlichen Internetseite unter www.ekmd-online.de eingestellt (Pfad: Aktuell & Presse > Pressematerial).

Weitere Informationen und die Unterlagen zur Synode der Kirchenprovinz Sachsen finden sich ebenfalls unter www.ekmd-online.de (Pfad: Unsere Kirchen > Synoden > Kirchenprovinz Sachsen) eingestellt.

Die Pressestelle der Kirchenprovinz Sachsen ist während der Tagung des Kirchenparlaments unter 0179/4998427 zu erreichen.

Wittenberg, 16. November 2006 - Pressestelle der Kirchenprovinz Sachsen


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