Ehrenamtspreise „Goldener Kirchturm“ für 16.000 Euro werden verliehen
Ideen wie Waldsofa, Gin-Tasting, Briefmarke, Schrottsammeln
Regionalbischof Tobias Schüfer, 0152-09820439
Der Ehrenamtspreis „Goldener Kirchturm“ der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) wird am 27. September zum Treffen der Kirchbauvereine in Naumburg verliehen. Den mit 5.000 Euro dotierten Ersten Preis erhält der Förderverein Wiederaufbau Glockenturm St. Johannis in Ellrich (Foto, Landkreis Nordhausen in Thüringen). Anerkennungspreise zu jeweils 2.000 Euro gehen an die Kirchengemeinde Heteborn im Kirchspiel Bode Selke-Aue (Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt) und den Förderverein Warchauer Dorfkirche (Landkreis Potsdam-Mittelmark in Brandenburg) sowie in Thüringen an den Verein zum Erhalt der Klosterkirche Vacha (Wartburgkreis) und den Verein Drachenland Rodishain (Landkreis Nordhausen). Ein Newcomer-Preis mit 3.000 Euro wird an den Verein KirchplatzVier aus Gröningen (Landkreis Börde in Sachsen-Anhalt) verliehen.
„Mit dem Treffen der Kirchbauvereine möchten wir den Mitgliedern besonders danken für ihr Engagement, ihre Ausdauer und ihren Mut, etwas Neues zu bewegen. Im Mittelpunkt steht dabei der Erfahrungsaustausch“, sagt Regionalbischof Tobias Schüfer, Beauftragter der EKM für die Kirchbauvereine.
In diesem Jahr hat sich bei der Preisverleihung einiges verändert: Erstmals gibt es einen Preis für die gesamte EKM, die Preisgelder sind höher und es gibt ab jetzt wechselnde Themen für den Sonderpreis – „Newcomer“ in diesem Jahr. „Alle haben für ihr Bemühen einen Preis verdient, aber manche stechen heraus. So überzeugt der Förderverein Ellrich als Erster Preisträger durch unglaubliche Kraftanstrengungen und viel Kreativität. Die Mitglieder haben viele Fördermittel akquiriert und neben dem Umbau der Kirche zur Netzwerkkirche als Hotspot für Kirchengemeinde, Stadt und Umgebung auch noch den Wiederaufbau der Türme geschultert. Damit wurde ein Stück Identität wieder hergestellt und viele Menschen kamen mit ins Boot wie Bürgermeister, Schule und Kulturschaffende“, lobt Regionalbischof Tobias Schüfer, Beauftragter der EKM für die Kirchbauvereine.
Die Verleihung des Newcomer-Preises an den Verein KirchplatzVier aus Gröningen begründet er mit dem Engagement dafür, die Martinikirche zum kulturellen Zentrum zu machen, unter anderem mit Mitmachtagen, Bildungstheater, Danke-Gutscheinen.
Die Kurzbegründungen für die Anerkennungspreise: Die Kirchengemeinde Heteborn organisiert Waldferienzeiten und hat sich vorbildlich mit anderen regionalen Akteuren vernetzt; der Förderverein Warchauer Dorfkirche organisiert als kleiner Verein mit hohem Anspruch Kirchenbautage und hat mit vielen kreative Ideen Geld eingeworben; der Verein Drachenland Rodishain überzeugt mit immer neuen Ideen wie Tastings, gemeinsames Essen, Kino, Lesungen und Aktionen für Kinder wie Musikabende und Bandproben; der Verein zum Erhalt der Klosterkirche Vacha hat sich während der langen Sanierungszeit nicht entmutigen lassen und viel erreicht, darunter die Herausgabe einer eigenen Briefmarke.
Für das Treffen der Kirchbauvereine gibt es mehr als 110 Anmeldungen. Neben der Preisverleihung und einer Führung im Dom gehören Workshops zu Orgeln, Umwelt- und Naturschutz in der Kirche, Entwidmung von Kirchen, Offene Kirchen und Sicherheit sowie Glocken und Läute-Ordnungen zum Programm. „Mit dem Treffen der Kirchbauvereine möchten wir den Mitgliedern besonders danken für ihr Engagement, ihre Ausdauer und ihren Mut, etwas Neues zu bewegen. Im Mittelpunkt steht dabei der Erfahrungsaustausch“, sagt Regionalbischof Tobias Schüfer.
Kurz-Infos zu den Preisträgern:
Erster Preis: Förderverein Wiederaufbau Glockenturm St. Johannis in Ellrich e.V. (Südbereich der EKM)
Der Verein wurde 2009 gegründet. In Zusammenarbeit mit der Tourist-Information entstand ein Tourismuszentrum mit Aussichtsturm. In dem Begegnungszentrum mit Netzwerkkirche finden neben kirchlichen Veranstaltungen zum Beispiel Theateraufführungen, Fest- und Schulveranstaltungen statt. Dafür wurden Fördermittel, Privat- und Firmenspenden gesammelt. Damit wurden andere Gemeinden der Umgebung motiviert, ebenfalls Fördervereine zu gründen.
Anerkennungspreis: Kirchengemeinde Heteborn im Kirchspiel Bode Selke-Aue (Nordbereich)
Ziel ist es, Kirche als zentralen Treffpunkt und Begegnungsstätte des Dorfes zu etablieren sowie die Kirche in der Region zu vernetzen. So gibt es einen Treffpunkt für Kinder "Kids in der Kirche!", thematische Gemeindenachmittage für Senioren, wöchentliche Gottesdienste, Kirchenfrühstück sowie kulturelle Veranstaltungen. Neben Spendensammlungen gehörte die Teilnahme am Chrismon-Wettbewerb zu den Aktivitäten. Kirche soll als Bestandteil des dörflichen Lebens etabliert und Schranken zum christlichen Glauben sollen überwunden werden. Eine Besonderheit ist ein Waldprojekt für Kinder mit Treffen im Wald, einer Wald-Ferienfreizeit und der Schaffung eines "Waldsofas".
Anerkennungspreis: Förderverein Warchauer Dorfkirche e.V. (Nordbereich)
Ziel ist es, Kirche als Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens zu gestalten und die Kirche zu restaurieren, insbesondere Kanzel und Gemälde. So soll ein kulturhistorischer und touristischer Anziehungspunkt entlang des "Bunten Dörferweges" geschaffen werden. Vor 2022 fanden in der Kirche keine Veranstaltungen und Gottesdienste statt – 2025 gab es wieder eine Taufe und Trauerrede sowie Veranstaltungen wie Orgelkonzerte, Familiennachmittage, Herbst- und Osterfeuer, Lesungen und Vorträge. Der Förderverein hat viele Spendenideen umgesetzt, wie eine Flaschenpfand-Aktion am örtlichen Supermarkt, Teilnahme am KiBa-Fotowettbewerb (3. Platz), Schrottsammelaktion, Druck von Postkarten. So konnten 36.500 Euro für die Kanzelrestaurierung gesammelt werden. Begegnungen mit den Dorfbewohnern gibt es auch bei Fahrradtouren, Pilzwanderungen und der Weihnachtsfeier des Ortes.
Anerkennungspreis: Verein zum Erhalt der Klosterkirche Vacha e.V. (Südbereich)
Gegründet 2009, gibt es 50 Mitglieder. Die Pflege des kulturellen Erbes, des traditionellen Handwerks und der Förderung der kulturellen Vitalität ist das Ziel. Die Kirche ist Endpunkt des ökumenischen Pilgerweges und Ort für Musikkonzerte verschiedener Genres. Bisher gab es ungefähr 172 Veranstaltungen durch den Förderverein und die Kirche wird auch als Trauerhalle genutzt. Die bauliche Sanierung der Klosterkirche konnte 2024 abgeschlossen werden, dieses Jahr wird die Wandmalerei restauriert.
Anerkennungspreis: Verein Drachenland e.V. Rodishain (Südbereich)
Der Verein hat sich 2003 aus einer Elterngemeinschaft gegründet, bietet Kindern Aktivitäten an und kümmert sich um die Restaurierung der Kirche. Die Offene Kirche wird täglich von 8 bis 20 Uhr angeboten. Mit Hilfe des Vereins konnten viele Restaurierungsmaßnahmen umgesetzt werden wie Austausch der Glocken, die Elektrifizierung ist in Planung. Tastings in der Kirche (Gin, Wein, Bier) mit selbstgekochten 3-Gänge-Menüs, Lesungen, Kinoabende und Teepartys gehören zum Programm. Auch Klassentreffen und Geburtstage wurden in der Kirche gefeiert. Der Verein hat "Kirche" wieder attraktiver gemacht - gerade für Kinder und Jugendliche als Ort der Gemeinschaft.
Newcomer-Preis: Verein KirchplatzVier e.V. Gröningen (Nordbereich)
Von fünf Frauen und einem Bürgermeister 2024 gestartet, gibt es inzwischen mehr als 60 Mitglieder. Ziel ist unter dem Motto „Martini lebt“ der Umbau der Martini-Kirche zu einem multifunktionalen Zentrum, um neben der Nutzung als sakraler Raum das kulturelle Leben zu bereichern und die Kirche attraktiver werden zu lassen mit barrierefreien und gemeinnützigen Veranstaltungen für alle Generationen. Zu den Aktionen gehören das Kirchencafé im Gemeinderaum zum Austausch der Dorfbewohner, Konzerte, Figurentheater, Lesungen, das Projekt "Dein Licht für Gröningen", Mitmachtage, Danke-Gutscheine. Durch die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen werden der soziale Frieden, Bildung und Kultur sowie Demokratie gefördert.
Hintergrund:
Der Goldene Kirchturm wird seit 2009 verliehen, um kreative und beispielgebende Projekte zur Erhaltung und Nutzung von Kirchen zu honorieren. Kirchbaufördervereine sind lokale Initiativen von Gemeindegliedern und Nicht-Kirchenmitgliedern, die sich für den Erhalt ihrer Ortskirchen einsetzen. In Sachsen-Anhalt gibt es etwa 250, in Thüringen etwa 150. Auf dem Gebiet der EKM stehen etwa 3.900 evangelische Kirchen und Kapellen – das sind rund 20 Prozent aller Kirchen in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), obwohl es in der EKM nur 3,2 Prozent der evangelischen Kirchenmitglieder gibt. Nirgendwo sonst in Deutschland finden sich so viele wertvolle und geschichtsträchtige Gotteshäuser. Die durchschnittliche Zahl der Gemeindeglieder pro Kirche liegt in der EKM bei 150, der EKD-Durchschnitt liegt bei 911.
Regionalbischof Tobias Schüfer, 0152-09820439