Erinnerung am 9. November an Pogromnacht und Mauerfall
Andachten, Konzerte, Lesungen und Gedenkwege
Susanne Sobko, 0162-2048755, oder Friedemann Kahl, 0151-59128575
Kirchengemeinden und Kirchenkreise der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) erinnern an die Reichspogromnacht am 9. November 1938 sowie an den Mauerfall am 9. November 1989. Geplant sind Andachten, Gebete, Lesungen, Aktionen, Konzerte und Gedenkwege.
Ausgewählte Veranstaltungen in Sachsen-Anhalt/Sachsen/Brandenburg:
Eine Gedenkfeier an die Novemberpogrome und die Reichspogromnacht gibt es am Freitag (7. November, 10 Uhr) in der Stadtkirche St. Wenzel in Naumburg. Gestaltet wird die Gedenkstunde von der Jan-Hus-Schule, dem Theater Naumburg sowie der evangelischen Kirchengemeinde.
Unter dem Motto „Klang der Stolpersteine“ werden am Sonntag (9. November, 18 Uhr) in Naumburg an den Stolpersteinen in der Stadt, die jeweiligen Personen kurz vorgestellt und es erklingt Musik. Im Anschluss gibt es einen Abschluss (19 Uhr) auf dem Marktplatz.
Im Kirchenkreis Egeln wird mit einer Andacht (9. November, 13 Uhr) auf dem Jüdischen Friedhof Ermsleben an die Reichspogromnacht erinnert.
In Quedlinburg wird es auf dem ehemaligen Jüdischen Friedhof Zwergkuhle ein Gedenken (9. November, 17 Uhr) an die Reichpogromnacht geben.
Die Kirchengemeinde in Gardelegen lädt zu einer Andacht (9. November,16.30 Uhr) auf den Friedhof ein. Eine ökumenische Andacht (9. November, 16 Uhr) gibt es auf dem Jüdischen Friedhof in Delitzsch.
Nach einem Gebet (9. November, 18 Uhr) auf dem Jüdischen Friedhof in Salzwedel geht es im Anschluss auf einem Rundgang zu den Stolpersteinen in der Stadt.
In der Marienkirche in Herzberg (Elster) im Kirchenkreis Bad Liebenwerda erklingen „Jiddische Lieder und Klezmer“ mit Valeriya Shishkova (Gesang), Solomon Levin (Klavier, Flöte) und Gennadi Nepomnischi (Klarinette) am 9. November (16 Uhr).
Am Mahnmal der Bücherverbrennung vor dem Löwengebäude (Uni-Platz) wird in Halle (9. November, 17.30 Uhr) an die Novemberpogrome erinnert. Im Anschluss geht es zum Jerusalemer Platz, um dort Kerzen anzuzünden und Blumen niederzulegen.
In Merseburg wird zu einer Gedenkandacht (9. November, 18 Uhr) in die Stadtkirche St. Maximi eingeladen. In der Andacht soll an das Leid, das Menschen zugefügt wurde, erinnert werden und die Frage thematisiert werden „War damals alles alternativlos?“.
Ein Klezmer Konzert mit „L‘Chaim“ unter dem Titel „Auf das Leben“ wird zum Pogromgedenken (9. November, 15.30 Uhr) im Christophorus-Haus der Stephansgemeinde in Tangermünde veranstaltet.
In Lutherstadt Wittenberg gibt es einen Rundgang (9. November, 18 Uhr) in Gedenken an die Pogromnacht. Der Gedenkweg (18 Uhr) beginnt am Haus Melanchthon (Neustraße 10b) und endet an der Stätte der Mahnung an der Stadtkirche St. Marien. Während des Rundgangs informieren Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums an verschiedenen Stationen über jüdische Bürger aus Wittenberg.
Zu einer Gedenkveranstaltung an die Novemberpogrome laden die Stadt und der Kirchenkreis Magdeburg gemeinsam mit den jüdischen Gemeinden in das Forum Gestaltung (10. November, 13 Uhr) ein. Schülerinnen und Schüler des Geschwister-Scholl-Gymnasiums präsentieren ihre künstlerische Auseinandersetzung mit dem historischen Ereignis.
Das gesamte Zeremoniell wird mit Gebeten des Rabbiners Motti Weitzmann begleitet. Während der Andacht wird der siebenarmige Leuchter, die Menora, als Symbol für den jüdischen Glauben entzündet. Rabbiner Igor Mendel Itkin wird hierzu über die Bedeutung der Menorah für das Gedenken an den Holocaust sprechen. Im Anschluss führt ein Gedenkweg zum Synagogendenkmal in der Julius-Bremer-Straße.
Ausgewählte Veranstaltungen in Thüringen:
Zum Pogromnachtgedenken am 9. November um 18 Uhr auf dem Markt in Apolda laden die evangelische und katholische Kirchengemeinde zusammen mit der Stadt Apolda und dem Bürgerbündnis „Buntes Weimarer Land“ ein. Eine Familie, für die Stolpersteine verlegt wurden, wird vorgestellt und es erklingt die Demokratieglocke. Unter dem Titel „Gelber Montag – geDenktag“ erinnert der Freundeskreis Glockenstadtmuseum ab 19 Uhr in der Martinskirche an die Ereignisse der Reichspogromnacht von 1938. Der Abend beleuchtet die wachsende Diskriminierung und Verfolgung der jüdischen Bevölkerung in Deutschland seit 1933 und ihre Zuspitzung in der Nacht vom 9. auf den 10. November. Der Schauspieler und Musiker Christian Steyer liest aus dem Roman „Arrangement mit dem Tod“ von Hedda Zinner, der als Vorlage für den DEFA-Film „Die Schauspielerin“ diente. Szenen aus dem Film ergänzen den musikalisch umrahmten Leseabend, an dem sich auch die Kirchengemeinde beteiligt. Der Eintritt ist frei.
Das Pogromgedenken in Bad Langensalza beginnt am 9. November um 18 Uhr mit einer Andacht in der Marktkirche mit Hinz&Kunz’t aus Eisenach - Thomas Riehl (Gesang und Gitarre), Almuth Heinze (Geige), Jens Heinze (Klavier) und Reiko Wöllert (Bass). 18.30 Uhr folgt ein Gedenkweg entlang der Stolpersteine zu Orten, an denen jüdische Menschen lebten. „Das Pogromgedenken ist nicht nur ein Gedenken an vergangene Ereignisse, sondern auch ein Friedensgebet für Israel und Palästina heute“, heißt es dazu. Zum Abschluss um 19 Uhr gibt es in der Bibliothek ein Klezmerkonzert unter dem Motto „mehr Lidele in Jiddisch“ mit Hinz&Kunz’t.
In Weimar erfolgt das Gedenken der Opfer der Novemberpogrome 1938 und des Holocausts als „Klang der Stolpersteine“, organisiert von einem Netzwerk, an dem auch die Kirchengemeinde beteiligt ist. Beginn ist 17 Uhr mit einem Gedenken im Marstall. Von dort führt der Weg mit Kerzen zu Stolpersteinen, um an die Ermordeten individuell zu erinnern, wobei musikalische Gruppen sowie Jugendliche mitgestalten. 18.15 Uhr wird auf dem Theaterplatz gemeinsam das Lied „Dos Kelbl“ gesungen.
Zum Interreligiösen Friedenskonzert mit dem „Ensemble Coexist“ und Begegnung wird um 19.30 Uhr in der Herderkirche eingeladen. Das Ensemble besteht aus professionellen Musikerinnen und Musikern, die durch ihre Leidenschaft für Musik und ihre vielfältigen religiösen Hintergründe vereint sind: Sie stammen aus der Türkei, Israel, Palästina, Syrien, Ägypten und Deutschland und bringen ein reiches Spektrum an kulturellen und spirituellen Perspektiven in die Musik ein. Von klassischen Klängen bis hin zu modernen Melodien, von jüdischem Klezmer bis hin zu arabischer Folklore, die Performances sind ein lebendiges Beispiel dafür, wie Unterschiede eine Quelle der Stärke und Schönheit sein können. Im Anschluss gibt es Gelegenheit, mit den Künstlerinnen und Künstlern ins Gespräch zu kommen. Der Eintritt ist frei.
Die Gedenkaktion in Bad Salzungen beginnt 16 Uhr in der Stadtkirche mit einer Andacht und Beiträgen der Bad Salzunger Schulen zu den Novemberpogromen von 1938. Die Schülerinnen und Schüler erinnern an die Opfer der nationalsozialistischen Gewalt und setzen sich mit den Folgen von Ausgrenzung, Hass und Intoleranz auseinander. Zum Abschluss ist die Kirche als Raum für den Austausch bei warmen Getränken geöffnet. Die Veranstaltung wurde gemeinsam von Vertreterinnen und Vertretern der Schulen, der Stadtkirche und des Runden Tisches für Demokratie vorbereitet.
In Eisenach ist am 9. November beginnt die Gedenkveranstaltung für das Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung der Stadt um 17 Uhr an der Synagogen-Gedenkstätte. Anschließend führt ein Gedenkmarsch zum Bahnhof. Dort folgen an der Gedenktafel eine Gedenkminute, ein Gebet und die Niederlegung von Blumen für die 118 Todesopfer.
Im Friedensgebet als „Andacht gegen das Vergessen“ an der Gedenkstele der ehemaligen Synagoge wird am 9. November (18.30 Uhr) in Schleusingen eingeladen. „Wir laden alle Menschen ein, die ein Zeichen gegen Antisemitismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Hass gegen Andersdenkende und Andersseiende setzen möchten“, so die Veranstalter.
Das Pogromgedenken in Altenburg erfolgt in Kooperation von Stadt und ökumenischem Arbeitskreis am 9. November um 11 Uhr in der Stadtkirche St. Bartholomäi. Vom Theater Altenburg Gera tragen Schauspieldirektor Manuel Kressin und Schauspieldramaturg Felix J. Mohr Passagen aus dem Buch „Schicksalstage“ vor, das jüdisches Leben in Altenburg um 1938 thematisiert.
Das Gedenken an die Reichspogromnacht erfolgt in Meiningen am 9. November um 12 Uhr am Platz der ehemaligen Synagoge. Der Kirchenkreis lädt mit der Stadt dazu ein.
An der Gedenkveranstaltung der Jüdischen Landesgemeinde am 9. November um 10 Uhr in Erfurt auf dem Jüdischen Friedhof nimmt Regionalbischöfin Dr. Friederike F. Spengler teil.
Hintergrund:
Am 9. November 1938 hatten die Nationalsozialisten in Deutschland Synagogen, Wohn- und Kaufhäuser niedergebrannt sowie Menschen erniedrigt, verhaftet und ermordet. Der 9. November 1989 ist für den „Fall der Berliner Mauer“ bekannt: Nachdem SED-Politbüromitglied Schabowski auf einer im DDR-Fernsehen übertragenen Pressekonferenz die Gewährung von Reisefreiheit bekanntgegeben hatte, öffneten sich für die DDR-Bürger die innerdeutschen Grenzen.
Susanne Sobko, 0162-2048755, oder Friedemann Kahl, 0151-59128575