05.06.2025
Ein besonderer Ehering, eine Hochzeitstafel und "Lutherbier"
Wittenberg feiert im Juni den 500. Hochzeitstag von Martin Luther und Katharina von Bora.
Dazu präsentieren die LutherMuseen den Ehering Boras, der ein außergewöhnliches Schmuckstück ist. Auch die Stadt hat sich etwas Besonderes einfallen lassen.
Wittenberg (epd). Ein junger Besucher betritt die Ausstellung "Buchstäblich Luther" in den Wittenberger LutherMuseen. Sogleich zückt er sein Smartphone und fotografiert eine schwarze Kutte, die hinter einer Glaswand steht und die der Reformator Martin Luther (1483-1546) einst getragen hat. Die Szene zeigt: Authentische Exponate, Original-Überbleibsel von berühmten Persönlichkeiten ziehen die Menschen an. Dies machen sich die LutherMuseen anlässlich des 500. Jahrestag der Hochzeit Luthers mit der vormaligen Nonne Katharina von Bora (1499-1552) zunutze. Seit dieser Woche ist bis zum 10. August der Ehering des berühmten und für seine Kritiker auch berüchtigten Ehepaares zu sehen.
Ein besonderes Exponat
Möglich wurde dies durch eine Leihgabe des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig. Und die ist offenbar nicht leicht zu bekommen. "Wir leihen den Ring nur ausnahmsweise aus", sagte die stellvertretende Museumsleiterin Ulrike Dora bei der Eröffnung der Ausstellung. Dabei ist der Ring Katharina von Boras allein für Schmuckfreunde ein besonderes Exponat. Er besteht eigentlich aus zwei Ringen, die - offenbar erst nach der Hochzeit am 13. Juni 1525 - zusammengefügt wurden.
Die Hochzeit hätte es nach dem Verständnis der "Altgläubigen", wie die Katholiken von den Reformatoren abschätzig genannt wurden, gar nicht geben dürfen. Luther war zuvor Augustinermönch gewesen, von Bora hatte ihre Gelübde bei den Zisterzienserinnen abgelegt.
Bis 1519/20 sei eine Hochzeit für Luther noch nahezu undenkbar gewesen, sagte Mirko Gutjahr, Leiter der LutherMuseen in Eisleben und Mansfeld dem Evangelischen Pressedienst (epd). Er sei weiterhin davon ausgegangen, dass der Ehestand nur die zweitbeste Lebensweise für einen Christen sei. "Ein zölibatäres Leben war lange Zeit noch ein Ideal", betonte der Historiker und Archäologe.
Erst im Laufe der Reformation sei Luther zu der Erkenntnis gelangt, dass das Bild der Familie aus Mann und Frau das Idealbild sei. "Deswegen ist es auch relativ klar, dass er sich dieses Ideal auch selber geben sollte", erläutert Gutjahr. So habe Luther ein neues protestantisches Familienbild etabliert, das die Ehe als höchstes Ideal des christlichen Lebens propagierte.
"Catharina v Boren D Martinus Lutherus"
Laut Ulrike Dora besteht der Ring aus einem inneren schmalen Goldreif, der vermutlich der eigentliche Ehering gewesen sei. Er trägt die Gravur "Catharina v Boren D Martinus Lutherus" auf der Unterseite. Um ihn herum liegt ein aufwändig bearbeiteter sogenannter "Arma-Christi-Ring" aus der Zeit um 1500 mit einem Rubin. Dieser Ring sei Luther von dem abgesetzten dänischen König Christian II. (1481-1559) geschenkt worden, hieß es.
Auf dem Ring sind die "arma Christi" dargestellt, also die Passionswerkzeuge, mit denen Jesus gemartert wurde: Das Kruzifix und die Geißelsäule mit Fesseln sind dort ebenso abgebildet wie drei Nägel und ein Hammer. Auf der Unterseite des Schwertes ist zudem das Hochzeitsdatum eingraviert. Ebenso ist ein spottender Jude zu sehen - ein Beleg für den Antisemitismus seiner Zeit.
Dass der Ring aus Dänemark stammt, ist laut Dora an der Y-Form der drei Kreuznägel zu erkennen. Die Darstellung lehnt sich an das Wappen der Grafschaft Holstein an, die damals zur dänischen Krone gehörte. Christian II. hielt sich in Wittenberg im Exil auf und hatte dort Kontakt zu den Reformatoren.
Rubin aus der Region im heutigen Myanmar
Und die Leihgeberin konnte auch gleich mit einer Neuigkeit aufwarten: Vor kurzem sei der Rubin von der Deutschen Stiftung Edelsteinforschung in Idar-Oberstein untersucht worden. Die mineralische Zusammensetzung habe eindeutig gezeigt, dass er aus einer Region im heutigen Myanmar stamme. Solche Steine seien im 15. Jahrhundert über die Seidenstraße an den europäischen Fürstenhöfen äußerst gefragt gewesen.
Einst im Privatbesitz, kam das Stück im Jahr 1912 ins damals neu gegründete Stadtgeschichtliche Museum. Trotz seiner aufwändigen Gestaltung hat er allerdings keinen großen materiellen Wert, sagte der Vorstand der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, Thomas T. Müller. "Es lohnt sich nicht, ihn zu stehlen", bemerkte er ironisch bei der Ausstellungseröffnung: "Sein Einschmelzwert ist gering."
Wittenberger Stadtfest "Luthers Hochzeit"
Der Ring ist auch beim Wittenberger Stadtfest "Luthers Hochzeit" vom 13. bis zum 15. Juni zu sehen. Laut Denis Lehmann von der Wittenberger Marketing-Gesellschaft wird zum 500-Jahr-Jubiläum unter anderem die längste Hochzeitstafel der Stadt aufgebaut. Mehr als 500 Personen werden dazu am 14. Juni erwartet.
Einen Tag später wird der MDR einen Live-Gottesdienst aus der Wittenberger Stadtkirche übertragen. Bei beiden Events werden "Martin" und "Katharina" dabei sein, erläutert Lehmann. Die LutherMuseen beteiligen sich mit Sonderführungen, Theater und einem Tanzworkshop. Und angestoßen wird zum 500. Hochzeitstag des bekannten Ehepaares mit einem "Lutherbier", das erstmals angeboten wird. "Wir gehen von 60.000 Gästen an den drei Tagen aus", sagt Lehmann.
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