12.06.2023
EKD-Friedensbeauftragter plädiert für Waffenstillstand in Ukraine

Nürnberg (epd). Der Friedensbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Friedrich Kramer, hat sich für einen Waffenstillstand und Verhandlungen im Ukraine-Krieg ausgesprochen.

Der Friedensnobelpreis für die EU verpflichte die Menschen in Europa, gegen Gewalt und Krieg einzustehen, sagte der mitteldeutsche Landesbischof am Samstag auf einer Friedenskundgebung während des evangelischen Kirchentags in Nürnberg.

Kramer sprach vor rund 150 Teilnehmern von einem „brutalen, einem völkerrechtswidrigen Krieg“ Russlands. Die Ukraine habe das Recht, sich zivil und militärisch zu wehren. „Den Angegriffenen, denen Unfreiheit droht, können wir nicht vorschreiben, sich gewaltfrei zur Wehr zu setzen. Aber die vielen erfolgreichen Mittel zivilen Widerstands, die sich gerade auch in der Ukraine finden, werden zu gering geschätzt“, sagte der Landesbischof. In der friedlichen Revolution in der DDR von 1989 habe er selbst erlebt, dass Gebete und Demonstrationen friedliche Veränderungen bewirkt hätten.

Der Friedensbeauftragte des EKD-Rats betonte, die Forderung nach Waffenstillstand und Friedensverhandlungen richte sich zuallererst an die Aggressoren in der Ukraine, dem Sudan, im Jemen und in Syrien: „Wir bitten sie inständig, die Waffen niederzulegen.“ Auch sie könnten den Irrsinn des Krieges letztlich nicht kontrollieren, mahnte Kramer: „Krieg ist eine Bestie, die keiner kontrollieren kann. Der Krieg ist das Böse.“

Ukraine: Bischof Kramer vermisst präzisen Umgang mit "Opferfrage"

Nürnberg (epd). Aus Sicht des Friedensbeauftragten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Friedrich Kramer, greift es oft zu kurz, wenn Waffenlieferungen an die Ukraine mit Verweis auf das Leid der Angegriffenen begründet werden. Wenn die Ukraine um Waffen bitte, sei zunächst der Staat Opfer, sagte Kramer am Samstag beim evangelischen Kirchentag in Nürnberg: „Der Staat braucht Waffen, um seine Integrität zu verteidigen.“ Das machten beide Kriegsparteien mit zwangsrekrutierten Soldaten, „die sich auf beiden Seiten dem Kriegsdienst nicht entziehen können“.

Der Krieg sei „logischerweise der größte Moralproduzent“, sagte der mitteldeutsche Bischof Kramer weiter, der als einer der wenigen Leitungspersonen in der EKD Waffenlieferungen an die Ukraine ablehnt. In kurzer Zeit werde zwischen Freund und Feind unterschieden. Der Verweis auf die Opfer sei nicht selten Kriegsrhetorik, die auf Zustimmung zum Krieg ziele. Der Theologe forderte: „Mit dieser Opferfrage müssen wir sehr differenziert und sehr präzise umgehen.“ Um den Krieg zu beenden und die Opfer wirklich zu schützen, müssten „ein sofortiger Waffenstillstand und eine Beendigung der Waffenlieferungen der Weg sein“.

Der mennonitische Theologe Fernando Enns von der Universität Hamburg beklagte die „starken nationalistischen Tendenzen“ in der Ukraine und in Russland: „Die Wahrheit wird bereits vor jedem Krieg getötet.“ Auch viele deutsche Kirchenleitende hielten die militärische Selbstverteidigung der Ukraine für alternativlos, kritisierte Enns. Er rief dazu auf, diesem „Ruf der Schlange“, die sagt „Jetzt geht es nur noch so“, nicht zu folgen.

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