26.05.2020
Lieber restriktiv als leichtsinnig: Beim Treffen der Bischöfe mit dem Thüringer Ministerpräsidenten war die Corona-Pandemie ein wichtiges Thema

Erfurt (epd). Ungeachtet der von Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) in Aussicht gestellten weiteren Lockerungen wollen die auf dem Gebiet des Freistaats aktiven Landeskirchen und Bistümer an den Abstands- und Hygiene-Regeln im religiösen Alltag festhalten.

Das erklärten ihre Leitenden Geistlichen nach dem traditionellen Bischofsgespräch am Montag in der Erfurter Staatskanzlei. Zugleich bedankten sie sich für die vertrauensvolle Zusammenarbeit bei der Eindämmung der Corona-Pandemie in den vergangenen Wochen.

Als Christen habe man mit Geboten durchaus Erfahrungen, reagierte Landesbischof Friedrich Kramer von der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) auf Ramelows Ankündigung, künftig weniger auf landesweit geltende Verbote zu setzen. Die EKM sei in vier Bundesländern mit zum Teil unterschiedlichen Regelungen aktiv. Dabei habe sich das Prinzip "lieber restriktiv als leichtsinnig" bewährt.

Sein katholischer Erfurter Amtsbruder Ulrich Neymeyr stützte diese Sicht. Bis auf weiteres werde es beim Mindestabstand von 1,50 Metern bei der Heiligen Messe bleiben, bekräftigte er. Auch das gemeinsame Singen bleibe reduziert. Die Bischöfin der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Beate Hofmann, unterstrich, dass ein Infektionsgeschehen wie zuletzt in einer Frankfurter Baptisten-Gemeinde durch die Hygienekonzepte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) weitgehend ausgeschlossen werden könne.

Neben den drei Geistlichen nahm auch der erst Ende April in sein Amt eingeführte Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens, Tobias Bilz, an dem Treffen teil. Auf katholischer Seite waren zudem Bischof Michael Gerber (Fulda), und - stellvertretend für den Bischof des Bistums Dresden-Meißen, Heinrich Timmerevers, - der Dekan des Dekanats Gera, Bertram Wolf, in der Staatskanzlei vertreten.

Ihnen allen bot der Ministerpräsident Unterstützung bei der Bewältigung der Corona-Pandemie an. Auch von den Kirchen getragene Einrichtungen wie Tagungszentren, Begegnungsstätten oder Freizeiteinrichtungen für Jugendliche und Kinder sollen Mittel aus dem geplanten Sondervermögen des Landes in Höhe von etwa 1,2 Milliarden Euro erhalten, versprach Ramelow. Erste Versuche der Kirchen, Soforthilfen des Landes zu erhalten, seien noch gescheitert, fügte er hinzu.

Auf der Tagesordnung des Bischofsgesprächs standen nach Ramelows Angaben zudem der weitere Umgang mit der Corona-Pandemie, die Entwicklung der Demokratie im Land bis hin zu den geplanten Neuwahlen im kommenden Frühjahr sowie das Themenjahr "Neun Jahrhunderte jüdisches Leben in Thüringen". Auch das Landesaufnahmeprogramm für Geflüchtete und die Schulen in freier Trägerschaft seien zur Sprache gekommen. Kramer betonte, dass man sich gerade in der Frage des Umgangs mit den Flüchtlingen "auf einer Wellenlänge" befinde.

Er war wie Hofmann und Bilz zum ersten Mal in der Staatskanzlei dabei. Die zahlreichen Bischöfe sind Ausdruck der einstmals territorialen Zersplitterung des heutigen Landes Thüringen. Die nicht zur EKM oder dem Bistum Erfurt gehörenden Gebiete reichen von ein paar wenigen Dörfern bis hin zur Exklave der Kirche von Kurhessen-Waldeck um Schmalkalden mit 24.000 evangelischen Christen.

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