16.06.2018
Lutherhaus sucht Exponate zum "Entjudungsinstitut"

Eisenach (epd). Das Eisenacher Lutherhaus plant im kommenden Jahr eine Sonderausstellung zu dem kirchlichen "Entjudungsinstitut" in der Stadt während der NS-Zeit. In Vorbereitung darauf hat Museumsleiter Jochen Birkenmeier die Bevölkerung um Mithilfe gebeten.

Für die Ausstellung mit dem Titel "Erforschung und Beseitigung. Das kirchliche 'Entjudungsinstitut' 1939 bis 1945" suche man Zeugnisse wie Fotos, Aufzeichnungen, Gegenstände und persönliche Erinnerungen, sagte Birkenmeier in Eisenach am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Wir haben die Hoffnung, dass sich in privaten Haushalten noch Spuren der Vergangenheit erhalten haben, die in öffentlichen Sammlungen nach 1945 zerstört wurden." Alle Hinweise würden auf Wunsch selbstverständlich vertraulich behandelt.

Birkenmeier betonte, das thematische Spektrum der erwünschten Stücke reiche weit. Neben Zeugnissen zur Geschichte des Eisenacher "Entjudungsinstitutes" und seiner Mitglieder, zur sogenannten "Entjudung" von Kirche und kirchlichem Leben sowie zu Neu- und Umbauten von Kirchengebäuden während der NS-Zeit suche man auch nach Hinterlassenschaften der "Deutschen Christen" und von NS-Organisationen. "Großes Interesse haben wir auch an allem, das mit der Zerstörung der Synagogen in Thüringen, der Judenverfolgung und dem Schicksal von jüdischen Deutschen aus dem thüringischen Raum aus der Zeit zwischen 1933 und 1950 zu tun hat", erklärte Birkenmeier.

Das Eisenacher "Entjudungsinstitut" war am 4. April 1939 auf Betreiben führender "Deutscher Christen" durch elf evangelische Landeskirchen gegründet worden, die Gründungsfeier fand am 6. Mai 1939 auf der Wartburg statt. Ziel seiner Tätigkeit war unter anderem die Tilgung sämtlicher jüdischer Spuren in der Bibel. So brachte der Arbeitskreis "Volkstestament" bereits 1941 ein "entjudetes" Neues Testament unter dem Titel "Die Botschaft Gottes" heraus.

Das Wirken des Institutes ist bereits Thema der 2015 neu eingerichteten und bereits mehrfach ausgezeichneten Dauerausstellung des Lutherhauses. Das Museum, dessen Hauptgebäude Martin Luther (1483-1546) am Ende seiner Schulzeit von 1498 bis 1501 zumindest zeitweise als Unterkunft gedient haben soll, befindet sich in der Trägerschaft der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM).

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