28.01.2021
Sachsen-Anhalt erinnert an NS-Opfer | Zentralrat der Juden entsetzt über Verunglimpfung von Schoah-Opfern

Gardelegen/Magdeburg (epd). Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff und Landtagspräsidentin Gabriele Brakebusch (beide CDU) haben am Mittwoch in Gardelegen der Opfer des Nationalsozialismus gedacht.

In der Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe legten sie einen Kranz nieder, Brakebusch hielt eine Gedenkrede. In der Scheune in der Altmark waren 1945 kurz vor Kriegsende 1.016 KZ-Häftlinge ermordet worden. Auch in Magdeburg, Dessau-Roßlau und Wernigerode (Landkreis Harz) wurde an die NS-Opfer erinnert.

Haseloff hatte in seiner Funktion als Bundesratspräsident zuvor bereits an der zentralen Gedenkveranstaltung zum Holocaust-Gedenktag im Bundestag teilgenommen. Die Erinnerung an die Naziherrschaft und deren Opfer bezeichnete er als "unsere moralische Pflicht". Die Geschichte dürfe nicht in Vergessenheit geraten, betonte Haseloff: "Gerade darin stellen wir uns unserer Verantwortung, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen."

Brakebusch hatte zuvor bereits in Magdeburg mit Oberbürgermeister Lutz Trümper (SPD) am Mahnmal des KZ-Außenlagers "Magda" Kränze niedergelegt. Trümper sagte, es sei eine Pflicht, auch weiterhin an die Millionen systematisch verfolgten und ermordeten NS-Opfer zu erinnern. "Das Gedenken ist ein Zeichen für ein tolerantes und friedliches Miteinander in unserer Stadt", betonte er.

Der 27. Januar markiert den Jahrestag der Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz im heutigen Polen am 1945 durch die Rote Armee. Im Jahr 1996 hatte ihn der damalige Bundespräsident Roman Herzog (1934-2017) zum nationalen Gedenktag erklärt.

Zentralrat der Juden entsetzt über Verunglimpfung von Schoah-Opfern

Berlin (epd). Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat am Internationalen Holocaust-Gedenktag dazu aufgerufen, der Verunglimpfung und Instrumentalisierung der Opfer der Schoah in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie Einhalt zu gebieten. "Die jüdische Gemeinschaft ist entsetzt und fassungslos über das Verhalten vieler Bürger seit Beginn der Corona-Pandemie, die sich mit Opfern der Schoah gleichsetzen. Diese Anmaßung und Respektlosigkeit ist für uns unerträglich", erklärte Zentralratspräsident Josef Schuster am Mittwoch in Berlin: "Was die Menschen in der Schoah erlitten haben, ist mit nichts zu vergleichen."

Wenn auf Demos die gelben sogenannten Judensterne getragen werden, komme dies einer Relativierung des Holocausts gleich und sei damit volksverhetzend und strafbar, so Schuster: "Polizei und Justiz sollten solche Vorfälle konsequenter ahnden." Solche Signale des Staates seien nötig, "auch, um die demokratische Zivilgesellschaft zu stärken. Das sind wir den Opfern der Schoah schuldig."

Schuster beobachtet zudem "bei nicht wenigen Bürgern ein tiefes Misstrauen gegenüber unseren Politikern, demokratischen Institutionen und Medien". Diese wachsende Ablehnung "unserer bewährten Strukturen sowie die zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber rechtsradikalen Positionen sind zutiefst besorgniserregend. Dieser Entwicklung müssen wir mit einem festen Zusammenhalt der Demokraten entgegensteuern", erklärte der Zentralratspräsident.

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