Apfelbaum
Neulich hatte ich mal richtig Schiss um die Zukunft, und da habe ich was ganz Verrücktes gemacht: Ich habe mir ein Apfelbäumchen gekauft – als Erinnerung für mich als Christ, zuversichtlich zu bleiben.
Martin Luther, der Reformator soll doch mal gesagt haben: Wenn die Welt morgen unterginge, dann würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen. Und so bin ich in den Baumarkt und habe zugeschlagen: Malus domestica Elstar, 39,50 Euro.
Mein Bruder sieht den Baum Tage später auf unserem Balkon und findet das gar nicht cool: „Conrad, Alter“, empört er sich, „das kannste nicht machen. Doch kein Baum von der Stange! Mach dich kundig“, sagt er, „und kauf nicht irgend‘n Quatsch. Der Baum soll doch da ne Weile wachsen.“
Ich sage ihm: „Bruderherz, was sollte ich machen? Alle Zeichen standen auf Weltuntergang. Da stell ich doch nicht die Obstsorten-Frage, sondern kaufe den Baum, den ich kriegen kann.“ Und während ich’s ausspreche, schwant mir: Naja, wo er Recht hat, hat er Recht. In der Krisenbewältigung bin ich wohl einem stumpfen Reflex erlegen: Hauptsache erstmal was machen.
Aber in den kleinen Dingen zeigt sich’s eben, wie ernst ich’s meine mit meiner Zuversicht, auch und gerade in der Krise. „Wer im Geringsten treu ist, der ist auch im Großen treu“, hat Jesus mal gesagt. „Und wer im Geringsten ungerecht ist, der ist auch im Großen ungerecht.“ (Lk 16,10)
Daran denke ich jetzt ständig, wenn ich das Apfelbäumchen auf unserem Balkon sehe. Einpflanzen werde ich’s trotzdem, verspricht
Conrad Krannich aus Halle