Blutspende
„Und, welchen Arm nehmen wir?“, fragt die Schwester. „Ich habe einen guten und einen schlechten Arm, aber keine Ahnung, welcher welcher ist“, sage ich. „Entscheiden Sie!“ Und die Schwester entscheidet, denn ein Blick genügt ihr, und sie kennt meinen Arm besser als ich selbst. „Schöne Venen“, sagt sie. Und dann fließt das Blut, der Kreislauf stabilisiert sich, und ich beginne, mich zu entspannen.
Jedes Mal gibt es diesen einen Moment, da frage ich mich, warum ich mir das eigentlich antue: Blutspenden. Aber wenn ich so durch die langen Krankenhausflure bis zur Blutspende-Station tappe, dann weiß ich immer sofort, wofür: „Vielleicht liegst du auch irgendwann mal hier“, denke ich mir, „und brauchst selbst eine Blutkonserve. Und wenn’s so weit ist, dann gibt‘s da hoffentlich was.“
Blut, ob vom Menschen oder vom Tier, das gehört keinem von uns, heißt es in der Bibel. Unser Lebenssaft, der gehört Gott. Deshalb essen manche kein Blut, und andere lehnen deshalb auch die Blutspende ab. Ich nicht; ich bin dafür. Aber dass respektvoll damit umgegangen wird, das ist mir sehr wichtig. Und das erlebe ich auch genauso.
„Und was sagen Sie“, frage ich. Die Schwester sagt: „Spenden oder nicht – das muss jeder selbst entscheiden, und da mal schön sein Gewissen befragen.“ Das ist aber eine sehr diplomatische Antwort, denke ich.
Mich selbst begleitet immer ein Satz beim Blutspenden: „Alles, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut auch ihr ihnen!“ (Mt 7,12 par. Lk 6,31) Jesus hat das mal in ganz anderem Zusammenhang gesagt. Passt aber auch beim Blutspenden ziemlich gut, findet
Conrad Krannich aus Halle