Point Nemo im Pazifik
Manchmal denke ich, es braucht nicht mehr viel, da fliegt uns alles um die Ohren. Und dann gibt es Tage, da spüre ich: Wir Menschen sind so klein und lächerlich, dass wir uns eher den Kopf stoßen, als die Welt zu zerstören. Neulich war so ein Moment, da habe ich wieder mal nur gestaunt darüber, wie groß diese Welt ist und wie viel wir dann doch gar nicht im Griff haben.
Es gibt einen Punkt im südlichen Pazifik, den nennen sie: Point Nemo, der sogenannte pazifische Pol der Unzugänglichkeit. Point Nemo ist einer der am weitesten vom Festland und von Inseln entfernte Ort. Fast 2700 km sind es bis zum Land. Wissenschaftler sagen, es sei einfacher, jemanden von der Internationalen Raumstation im All zu retten als von diesem Punkt mitten im Pazifik. Denn kein Flugzeug kommt hierhin. Und ein Schiff bräuchte zwei Wochen für eine Tour. An Point Nemo gibt es sehr wenig Leben. Vielleicht werden auch deshalb unbemannte Raumfahrtgeräte in dieser Gegend zum Absturz gebracht und versenkt. Anderes Kapitel …
Was ist so tröstlich daran, dass es Orte auf dieser Erde gibt, die praktisch unzugänglich sind? Vielleicht dass mich diese Orte daran erinnern: Bei allem, was wir durchdringen und beherrschen, vermessen und erklären – es bleibt etwas Geheimnisvolles in dieser Welt. Und da stehe ich und staune, demütig, ehrfürchtig und wundere mich einmal mehr, dass ich überhaupt bin.
Einen guten Tag und ein Auge für das, was größer ist als alle Vorstellungskraft – das wünscht Ihnen
Conrad Krannich aus Halle