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05.04.2020
Das Volk

Sie hatten ihm zugejubelt. Einige hatten sogar ihre Kleidung auf den Weg geworfen. Er sollte nicht über den staubigen Weg laufen müssen. Er selbst ist davon unberührt. Ganz ruhig sieht er sich um. Aber seine Jünger: ganz aufgeregt sind sie. Ja, sie genießen die Aufmerksamkeit, das Wohlwollen. ER weiß, wie es weitergehen wird. Er, Jesus. Der Wanderprediger. Der, auf den viele hoffen. Er soll ja Wunder tun, sagt man.

 

Aber was ‚man‘ sagt, ändert sich ja verdammt schnell. Die Jubler werden bald seinen Tod fordern. Die Jünger wissen das nicht. Sie leben ganz in diesem Moment und der ist schön. Nur Tage später kippt alles. Das wäre die Geschichte, die heute in den Gottesdiensten gelesen würde. Palmsonntag. Jesus zieht in Jerusalem ein. Eine Geschichte über das Volk. Eine Geschichte über die Wankelmütigkeit. Ein Lehrstück über Beeinflussung. 

 

Das Volk. Wir sind das Volk. Zurecht ein stolzer Satz. Ein gefährlicher Satz. Gerade in unseren Zeiten. Unsicheren Zeiten. Furchtsamen Zeiten. Wir können es uns nicht erlauben, dass alles kippt. Wir müssen vernünftig bleiben: jeder für sich; wir alle – das Volk. Wir können das. Entscheidend ist, wem wir vertrauen. Beim Einzug in Jerusalem vertrauen die Jünger nur sich selbst – und irren sich. Auf Jesus hätten sie schon jetzt setzen sollen, aber das lernen sie erst später. Wir wissen es schon jetzt. Wir bleiben vernünftig und vertrauen: Auch auf Gott natürlich

 

Vertrauensvoll grüßt aus Dessau

Joachim Liebig


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