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06.04.2020
Verschwendung

Sie ist eine Frau von zweifelhaftem Ruf. Alle wissen das. Sie wird gemieden und doch benutzt. Von manchen. An Geld fehlt es ihr nicht. Jetzt ist sie bei ihm, hat kostbare Salbe mitgebracht. Salbt ihn. Ja, da ist auch Erotik in der Geschichte: Jesus und die fremde Frau. Es ist wirklich teures Öl. Es duftet. Seine Jünger sind aber über die Verschwendung empört. Was hätte mit dem Verkauf der kostbaren Salbe Gutes getan werden können? Jesus weiß, wie es bald weitergehen wird. Er weiß, er wird die Woche nicht überleben.

 

„Lasst sie“, sagt er seinen Jüngern. „Alle werden sich gerade deswegen an sie erinnern.“ So viele Frauen verschwenden sich für uns gerade: an den Kassen und in Krankenhäusern, in er Pflege und in Kindergärten; in vielen Aufgaben, die unser Leben erträglich bleiben lassen. Werden wir uns an sie erinnern? Werden wir sie angemessen bezahlen, wenn alles wieder normal sein wird? Was hilft es, das jetzt zu versprechen. Reden wir in einem Jahr noch einmal über die selbstverschwenderischen Menschen unserer Zeit. 

 

Die Frau mit der Salbe ist unvergessen – seit 2000 Jahren. Sie hat im richtigen Moment das Richtige gemacht; ohne auf ihren Vorteil zu achten. Solche Menschen sind wichtig, brauchen wir – nicht nur in schwierigen Zeiten. Immer! Vergessen wir das nicht; auch nicht in einem Jahr.

 

Mit festem Vorsatz grüßt aus Dessau

Joachim Liebig


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