Das weiß doch jedes Kind
Schon im Januar hat Jana die Pflanzkästen mit Erde befüllt und Samen hineingelegt. Im Gewächshaus ist die Aussaat vor Frost geschützt.
Die anderen haben inzwischen draußen die Erde umgegraben. In den nächsten Wochen muss Jana regelmäßig gießen. Sie freut sich, als die ersten grünen Spitzen kommen.
Im April ist Jana dann draußen auf dem Feld zugange. Mit der Schubkarre holt sie sich die Pflanzkästen aus dem Gewächshaus. Die vorgezogenen Pflänzchen steckt sie in die Erde. Das sieht schön aus. Die vielen Reihen mit den kleinen grünen Blättchen. Jana ist stolz. Hoffentlich kommen keine Schädlinge, die alles abfressen.
Inzwischen ist es Juli. Der Salat gedeiht prächtig. Doch diese Menge kann Jana mit den anderen in ihrer Wohneinrichtung nicht allein aufessen. Der Salat soll verkauft werden. So erwirtschaften alle gemeinsam etwas für die Einrichtung. Hier lebt Jana, hier kümmert man sich gut um sie. Hier lernt sie alles, was sie im Alltag braucht, gemeinsam mit den anderen Bewohnern.
Morgen ist es soweit. Der Salat ist groß genug. Erntezeit! Ein paar Köpfe gibt es bestimmt zum Abend lecker mit Möhren und Radieschen angemacht. Die andern kommen zum Wochenmarkt.
So ungefähr könnte es in Wickersdorf gewesen sein. In einer Einrichtung für Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen.
Doch am Morgen ist das große Salatfeld leer. In der Nacht wurden 650 Salatköpfe gestohlen.
Jana und die anderen können es einfach nicht glauben. Die sind so gemein! „Du sollst nicht stehlen!“ sagt Gott. – das weiß doch jedes Kind.
Tränen fließen.
Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg