Eine Milliarde Euro Dividende wird die Aktiengesellschaft in diesem Jahr ausschütten. Auch der Sozialarbeiter Sören hat sich ein paar Aktien gekauft. So lese ich es in der ZEIT.

Mir bleibt das Frühstücksbrötchen im Hals stecken. Denn den gewaltigen Gewinn macht die Firma vor allem durch Sozialwohnungen.

Aber wehe, man schaut hinter die Wohnungstüren. Ich lese von der verschimmelten Bude, in der eine alleinerziehende Frau mit ihren Kindern wohnt. Das Treppenhaus stinkt nach Urin, der Fußbodenbelag stammt noch aus der DDR, in der Küche funktioniert nur noch eine Steckdose. Es zieht überall. Trotzdem kassiert der Vermieter stolze 18 Euro pro Quadratmeter. Aber nicht von der Frau oder dem Arbeitslosen nebenan, oder dem Rentner eine Etage höher, sondern als Wohngeld vom Staat.

Das ist kein Einzelfall, sondern Geschäftsmodell - lese ich. Es geht nicht um angemessenen Wohnraum für sozial Schwache, es geht um maximalen Gewinn.

Gestern Abend war ich im Theater, in der Dreigroschenoper: „Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.“

Ich würge an meinem Brötchen. Mit unersättlicher Gier hat die Immobilienfirma im großen Stil vor Jahren die Plattenbauten gekauft - investiert nichts und kassiert für die Bruchbuden fürstliche Mieten.

Unser Staat muss die Preise schlucken, weil er selbst nicht genug Wohnraum anbieten kann.

Moral? Fehlanzeige. Es ist alles ganz gesetzlich.

„Sicher und in Frieden wohnen“ ist eine alte biblische Sehnsucht. Menschen zu beherbergen ist ein göttlicher Auftrag. Sören hat seine Aktien wieder verkauft. Er hat sich schlecht gefühlt, so sein Geld zu verdienen. Wenigstens er.

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg