Esperanto, oder: Der Traum der Sprache, die alle sprechen und verstehen
Als Student habe ich, einst angeregt durch einen Kommilitonen, angefangen, Esperanto zu lernen: Esperanto – eine Kunstsprache, die von einem jüdischen Arzt aus Białystok, im damaligen Russischen Reich 1878 erfunden wurde. Sein Traum war eine Verbrüderung zwischen allen Menschen. Esperanto lebt von der Hoffnung, dass sich alle Menschen mit einer Sprache verständigen und verstehen können.
Dieser Traum von einer gemeinsamen Sprache ist tatsächlich ein Traum geblieben, und doch glaube ich, dass es ein realistischer Traum ist. Wenn Menschen zusammen sind, können sie sich in unseren Breiten heute meistens in der Mehrheitssprache Englisch austauschen und einander verstehen.
Die Esperantosprecher sind eine kleine Minderheit geblieben. Auch ich habe irgendwann aufgehört, Esperanto zu lernen, weil ich meinen Studienort gewechselt habe. Ich bin aber immer noch begeistert von der Idee, dass es diese Sprache dank des Willens ihres Gründers gibt, des jüdischen Arztes Ludwik Lejzer Zamenhof.
Das Pseudonym von Zamenhof war „Doktoro Esperanto“, „der Doktor Hoffender“. Zu solchen Hoffenden zähle auch ich mich: Ich hoffe nämlich, dass wir immer Wege finden, mit unterschiedlichen Muttersprachen einander zu verstehen und dadurch deutlich machen, dass wir alle Menschen eines Gottes sind.
Johann Schneider, Regionalbischof aus Halle