Felicitas von Selmenitz – eine starke Frau
In diesen Wochen wird hier in Mitteldeutschland vielerorts an den Theologen Thomas Müntzer erinnert. Ich möchte heute an eine fast vergessene Frau erinnern. Ihr Name Felicitas von Selmenitz. Eine Frau, die Thomas Müntzer begegnet ist. Felicitas wohnte in Halle, und ihr Ehemann Wolfgang wurde im Januar 1519 auf fast filmreife Weise heimtückisch von einem Marschall hinterrücks ermordet. Als Witwe behauptete sich Felicitas – sie behielt ihr Hab und Gut und weigerte sich, wieder zu heiraten.
An Heiligabend 1522 war sie mit ihren Kindern in der St.-Georgen-Kirche in Glaucha, vor den Toren von Halle, wo Thomas Müntzer damals Pfarrer war. Felicitas empfing dort das Abendmahl in Brot und Wein, was für die damalige Zeit ein Skandal war.
Sie war eine tapfere und eine mutige Frau. Sie hat von ihrem Sohn Georg lesen und schreiben gelernt. Bis heute ist in der Marienbibliothek an der Marktkirche in Halle eine deutsche Bibel zu finden, die ihr Martin Luther geschenkt hat. Diese hat sie beim Lesen mit eigenen Notizen am Rand versehen.
Starke und mutige Frauen der Reformationszeit standen lange im Schatten der Männer. Umso wichtiger ist es, dass sie heute nicht vergessen werden. Deswegen bin ich froh, dass ich seinerzeit auch ihren Namen an einem Gebäude in der heutigen Puschkinstraße in Halle anbringen konnte. Felicitas, du bist nicht vergessen!
Johann Schneider, Ihr Regionalbischof aus Halle