Gesegneter Protest
17. Juni. Ein denkwürdiges Datum. Da war doch der Aufstand damals, 53, gegen das SED-Regime.
Schon Wochen vorher hatte sich die Stimmung unter den Leuten immer mehr zugespitzt: die Warenknappheit nahm zu, die Leute standen Schlange vor den Lebensmittelgeschäften. Die restriktive Politik gegenüber der Kirche, vor allem den Jungen Gemeinden, wuchs bis hin zu Verhaftungen. Und dann hob die Regierung urplötzlich die Arbeitsnormen in den Betrieben um 10% an. Das hat das Fass zum Überlaufen gebracht.
Am 17. Juni bricht sich die aufgestaute Wut tumultartig Bahn. In Berlin und Halle und vielen anderen Städten wird gestreikt. Die Leute gehen auf die Straße. Sie fordern die Absetzung der Regierung, freie Wahlen und die Freilassung politischer Gefangener.
Polizei, Armee und sowjetische Truppen schlagen den Aufstand nieder. Unter den Opfern mehr als 30 Tote, darunter auch die, die man standrechtlich erschießt. Hunderte kommen in Arbeitslager nach Sibirien. Tausende ins Gefängnis.
Hm.
Das ist jetzt alles nichts Erbauliches, womit man fröhlich in den Tag startet.
Aber mir hilft die Erinnerung an solche Ereignisse, damit ich nicht einfach die Vergangenheit verkläre, von wegen „Es war nicht alles schlecht!“. Ich bin heilfroh, dass wir das hinter uns haben. Und so soll´s auch bleiben!
Unsere Demokratie ist ja hart erkämpft worden von denen, die 89 auf die Straße gegangen sind. Vielleicht waren Sie ja dabei?
Da hat´s dann geklappt. Mit Kerzen und Gebeten.
Gott sei´s gedankt!
Pfarrerin Christina Lang, Ev. Kirchengemeinde Naumburg