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14.09.2016
Heimweh

Wie es Juan wohl gehen mag? Er kommt aus Syrien. War geflohen. Und ist bei uns in Merseburg gelandet. Hier hat er zuerst in einer Gemeinschaftsunterkunft gelebt und dann in einer eigenen Wohnung. Hat tüchtig Deutsch gelernt und Pläne für die Zukunft gemacht. Studieren wollte er wieder, wie zuvor in Damaskus. Englische Literatur. Daran hängt sein Herz. Ich denke an ihn, weil er jetzt in Dortmund lebt. Dort wohnt auch ein Cousin von ihm und darum ist er doch wieder von Merseburg aufgebrochen. Seine Familie fehlte ihm sehr. Ich hatte seine Trauer immer bemerkt. Mit seiner Mutter im kurdischen Dorf telefonierte er oft und auch mit seinen Geschwistern im Irak und in Schweden. Alle teilen die Sorge um die Eltern. Alle teilen den Verlust des Zuhauses und die schlimmen Erfahrungen im Krieg. Und als in der Nachbarschaft des Cousins nun eine Wohnung für ihn frei wurde, da ist er dorthin gezogen. Ich denke an ihn und wünsche ihm, dass die Trauer etwas leichter wird, jetzt, wo er einen Teil seiner Familie um sich hat. Viele in meiner Merseburger Nachbarschaft kennen das ja auch, dass es schwer ist, wenn die Familie nicht zusammen ist. Wie viel schwerer muss es sein, wenn die Angehörigen so weit weg sind – und nicht einmal klar ist, ob man sie je wiedersieht. Zum Glück bleibe ich mit Juan verbunden. Es möge dir gut gehen und Gott möge an deiner Seite sein.
Liebe Grüße aus Merseburg von Pfarrerin Katja Albrecht.


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