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09.05.2020
Hoffnung siegt

Jeden Abend um 19.00 Uhr stehen sie auf ihrem Balkon im Innenhof oder am offenen Fenster und singen: Bewohnerinnen und Bewohner des Marthahauses hier in Halle: „Der Mond ist aufgegangen“.

Und als der Mandelbaum auf dem Hof blüht, auch „Freunde, dass der Mandelzweig / sich in Blüten wiegt, / bleibe uns ein Fingerzeig, / wie das Leben siegt.“

Das Lied stammt von dem jüdischen Schriftsteller Schalom Ben-Chorin. Er hat erzählt, wie es entstanden ist:

„Wenn ich auf dem Balkon vor meinem Arbeitszimmer trat, fiel mein Blick immer wieder auf diesen Mandelbaum, Er zeigte schon an kalten Tagen weiß-rosa Blütenblätter. Da waren alle anderen Bäume ringsum noch winterlich kahl … Und wenn ich sehr verzagt und hoffnungslos dem kommenden Tag entgegenblickte, haben mich der Mandelbaum und seine geflüsterte Botschaft gestärkt. So hat sich mir dieses Erlebnis zu einem Lied verdichtet.“

Wo Menschen dieses Lied singen, drücken sie ihrer Hoffnung aus bis heute. Auf dem Innenhof des Marthahauses und überall auf der Welt.

Der morgige Sonntag heißt Kantate. Singet. Um uns nicht anzustecken mit dem Corona-Virus, werden wir in der Kirche wahrscheinlich noch lange vorsichtig sein müssen mit dem Singen. Aber leise oder vielleicht summend wollen wir es schon jetzt wagen: Der Mandelbaum blüht, kein Winter und kein Virus wird uns in die Knie zwingen.

Meint Hans-Jürgen Kant von der Evangelischen Kirche in Halle.


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