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30.08.2017
Israelsonntag

Soll man – oder soll man nicht? Soll man alte Sünden erhalten – oder sollte man sie lieber entfernen? So eine Diskussion gibt es in Wittenberg zum Beispiel. Da gibt es an der Stadtkirche eine Schweinsskulptur. Sie wurde vor über 700 Jahren draußen an der Fassade angebracht. Eine Verhöhnung der Juden. An einer Kirche! Gegen die Juden, das Volk Jesu. Das Volk, das von Gott die 10 Gebote erhalten hatte. In früheren Zeiten, vor 700 Jahren und auch noch vor 75 Jahren, verschrien als das Volk, das für Jesu Tod verantwortlich gemacht wurde. Und somit vogelfrei, schutzlos ausgeliefert – allen zerstörerischen Angriffen und auch der gezielten Vernichtung in der Zeit des Nationalsozialismus.
Mich beschämt dieses Zeugnis. Natürlich habe ich selber nicht mitgemacht, nicht vor 700 Jahren und auch nicht vor 75 Jahren. Ich habe gelernt, dass der jüdische Glaube Jesu Herzensheimat war - und dass die Bibel nur als Ganze zu lesen ist. Aber ich weiß doch, dass Menschen zu allen Zeiten für die Beschuldigung Anderer empfänglich sind. In Wittenberg haben sie es so gelöst: Es gibt ein Gegendenkmal, gleich daneben. Damit die alten Vorurteile nicht kommentarlos bleiben. So wird aus dem beschämenden Zeitzeugnis ein Denkmal im wahrsten Sinne des Wortes. Nein, es sind nicht meine Sünden. Aber so erkenne ich die Gefahr – und kann es heute besser machen.
Nachdenklich geht in diesen Sonntag Pfarrerin Katja Albrecht aus Merseburg


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