Der Wind stößt mein Fenster auf. Der Fensterflügel fegt einen kleinen Keramikengel von der Fensterbank. Er fällt kopfüber auf den Fußboden. Er kommt hart auf. Es knallt. Der Engel ist plötzlich nur noch ein Scherbenhaufen. Von eben auf gleich ist alles anders.

Manchmal passiert es. Da knallt eine Böe heftig ins Leben. Fegt dich fort vom Sonnenplatz. Du knallst hart auf den Boden. Das Leben ist ein Scherbenhaufen. Nichts von dem, was war, bleibt wie es war.

Ich lese die Scherben unter der Fensterbank auf. Versuche die Bruchstücke zusammenzusetzen. Das ist schwer.

Ich denke dabei an eine Freundin. Mehr als einmal ist der Sturm heftig durch ihr Leben gezogen und hat da gewütet. Mehr als einmal ist sie von der Fensterbank gefegt worden und auf harten Boden geknallt. Sie lebt mit ihren Wunden - mit ihren Narben. Der Schmerz bleibt allgegenwärtig.

Manches kann heilen. Scherben können geklebt werden. Aber die Risse bleiben, auch wenn man sie von außen kaum sieht.

Langsam hebt sie ihre Flügel. Die Narben schmerzen.

Doch sie spürt: es gibt Momente, da wird sie getragen. Von ihrer Hoffnung, von Freundinnen und Freunden. Von Gott. Einer Kraft, die in ihr wächst.

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg