Vor längerer Zeit hat mir meine Kollegin einen Kompass geschenkt, um beim Wandern in den Bergen und im Wald besser den Weg zu finden. Tatsächlich habe ich ihn bisher noch nie benutzt, sondern mich ausschließlich auf die GPS-Funktion meines Handys verlassen – und die war dort, wo es ein Signal gab, auch mehr oder weniger zuverlässig. In diesem Sommer hatte ich mir vorgenommen: „Du packst das Ding aus und läufst mit Kompass über Feld und Wiese.“

Für so einen Kompass braucht es entsprechende Karten. Der Kompass wird nicht einfach so in die Hand gelegt und zeigt dann die Richtung an, wie ich das wohl fälschlicherweise in kindlicher Erinnerung hatte, sondern: Kompass und Karte gehören zusammen. Damit war das Unternehmen fürs Erste schon mal gestoppt, denn Kartenmaterial für die Region hatte ich natürlich nicht bei mir. In unserem Leben brauchen wir Karten, um uns orientieren zu können.

Die unsichtbaren Karten unseres Lebens sind Orte und Erfahrungen. Es sind Gerüche und Gefühle, es sind Menschen, mit denen wir zusammenleben, es sind Erinnerungen und Haltepunkte unserer Seele – und darüber können wir dann einen Kompass legen. Ausgerichtet ist mein innerer Kompass jedenfalls auf Jesus Christus, der mich bisher begleitet hat und der mich bis zum Ziel meines Lebens auch führen wird. Das hoffe und glaube ich.

Ihr Johann Schneider, evangelischer Regionalbischof aus Halle