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17.05.2020
Konfirmation

Ich trinke Kaffee aus meiner Fototasse. Die hat mir meine Mutter geschenkt. Auf dem schwarz-weiß-Foto bin ich zu sehen. Ziemlich verkleidet mit Anzug und Krawatte; die Hosenbeine haben einen weiten Schlag. Das war damals modern. Ich halte ein Fahrrad und grinse in die Kamera. Das ist nun fast 40 Jahre her: meine Konfirmation!

Ich habe mich drauf gefreut und war aufgeregt. Große Feier. Große Geschenke - eben dieses Fahrrad.

Vor den Geschenken gab es den Gottesdienst mit Abendmahl. Einzeln traten wir vor und wurden gesegnet. Alle waren gekommen: Onkel, Tanten, Cousins und Cousinen und meine Paten. Ein großes Fest - für mich.

Jetzt, fast 40 Jahre später, sind die meisten Konfirmationen abgesagt. Wegen des blöden Virus. Große Familienfeiern und viele Leute beim Gottesdienst - das passt leider nicht in diese Zeit.

Lea und Tom sollten heute konfirmiert werden. Leas Familie will nun im Herbst feiern, Tom muss sogar bis nächstes Jahr warten.

Die eigene Konfirmation verschoben, das ist echt traurig. Die Konfis tun mir wirklich leid. Die müssen nun eine ganze Weile warten.

Das Fahrrad von dem Tassenfoto habe ich natürlich nicht mehr. Aber meinem Konfirmationssegen - diese Zusage: „Ich bin behütet!“

Die ist mir mittlerweile viel wichtiger geworden als damals mein Fahrrad. Weil ich Lebensbegrenzungen viel stärker wahrnehme: Als meine Kinder geboren wurden. Als ich meine Oma und meinen Vater begraben musste. Als meine Enkeltöchter übereilt in die Welt purzelten. In Freude und Sorge: Ich bin behütet!

Ich weiß, das hängt nicht an der Konfirmation - und das wird auch nicht verschoben, in den Herbst, oder auf das nächste Jahr. Aber es ist toll, an einem Tag ganz groß zu feiern: Ich bin behütet!

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg


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