Katrin Sass spielt die entlassene Staatsanwältin Karin Lossow im Usedom-Krimi. Sie stellt eine Frau dar, deren Lebensweg nicht so glatt lief. Im Affekt erschoss sie ihren untreuen Mann, der krumme Geschäfte gemacht hatte. Nach dem Gefängnis arbeitet Lossow als Tierwärterin und löst nebenbei mit großer Menschenkenntnis so manchen Fall. Was für eine Story!

Aber irgendwie passt diese Krimireihe auch zu dem Bild, das ich von der Schauspielerin Katrin Sass habe. Ihre Alkoholsucht hatte sie fast aus der Kurve getragen. „Einen Schritt weiter und ich wäre tot gewesen.“ bekennt sie heute ganz offen. Ihre Sucht begann schon auf der Schauspielschule.

Längst blickt sie mit einer Portion Stolz auf den Weg, den sie inzwischen gegangen ist.

Sie beschreibt es als großartiges Gefühl, ihre Sucht überwunden zu haben und zu sehen: „Ich hab‘ das überlebt!“ Sie sieht ihr Leben als Seelenweg, den sie zeitweise verlassen hat; aber betont auch, dass sie diesen Umweg gebraucht hat.

Von krummen Lebenswegen lese ich in der Bibel. Von Jakob, der seinen Vater betrügt, dann aber die Kurve kriegt. Vom Zolleintreiber Matthäus, der ein Jünger wird. Und von Paulus, der sich vom Christenverfolger zum großen Botschafter Jesu entwickelt.

Selten läuft im Leben alles glatt. Es hat seine Kurven – aber wir bewegen uns nicht in einer aussichtslosen Spirale. Irgendwo gibt es eine Ausfahrt aus Irr- und Umwegen. Auch wenn es manchmal ein halbes Leben dauert.

 

Peter Herrfurth, Landesjugendpfarrer in Magdeburg