Der Sommer war kein guter.  Die Hitze machte ihm zu schaffen.  Zum ersten Mal merkt er sein Alter: der Kreislauf und andere kleine Lasten. Die wartungsfreie Zeit ist eben vorbei, sagt er scherzhaft und meint es doch ernster.  In seiner Umgebung sterben Menschen in seinem Alter; anfangs bemerkt er es nicht, bis ihm auffällt: er überfliegt die Seite mit den Todesanzeigen in der Zeitung; schaut auf die Geburtsdaten.  Eigentlich hat er keinen Grund zur Klage. Andere sagen: Dir geht es doch gut! Und das stimmt auch.

Aber – dieser Sommer war anders: belastend, nachdenklich und ein wenig verwirrend. Das lag nicht nur am Wetter; vielleicht an der Last, die er empfindet, wenn er die Zeitung liest – nicht nur die Todesanzeigen. Drohungen und Wut, Leid und Katastrophen. Alle Eure Sorgen werft auf ihn; denn er sorgt für Euch – so ist das Thema in den Gottesdiensten an diesem Sonntag.

Ach, wenn es so einfach wäre, denkt er. Vielleicht ist es so einfach, denkt er. Er sagt: Gott! Sorgen belasten mich! Hilf mir, sie zu tragen. Das tut gut! Er fühlt sich erleichtert, weil er Last teilen kann. So will er in den Herbst gehen. Und … auch wenn die wartungsfreie Zeit vorbei ist, muss er sich dennoch nicht vor dem TÜV fürchten.   

Aus Dessau grüßt

Joachim Liebig, dem der Sommer auch zu heiß war