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25.04.2022
Liebesdienst

Dieser Dank in ihren Augen, als sie mir erzählten, wie sie ihre tote Mutter vorgefunden hatten: gewaschen, frisiert, in einem frischen Nachthemd, dem feinen, bestickten, das sie nicht mehr getragen hatte, seitdem sie nur noch lag. Schwester Sandra war schon da, sie hatte sich um alles gekümmert. Wie in den vergangenen Jahren dreimal täglich.  

Kümmern hieß auch: Zuerst die Augen waschen, vom äußeren zum inneren Augenwinkel hin. Nur klares Wasser verwenden. Gesicht, Hals, Ohren, dann die Zähne putzen. Brust und Achseln, schließlich die Arme waschen, und zwar vom Handgelenk zum Herzen hin, damit Blut und Lymphe zurückfließen. Hin und wieder ein Handbad. Bauch und Rücken dann im Sitzen reinigen. Ist einfacher so. Gründlich abtrocknen, um Erkältungen vorzubeugen. Die Beine, die Füße. – So wäscht man einen Menschen. Im Bett. Sandras tägliche Arbeit. 

Wie kümmert man sich um eine Tote? So ähnlich, denke ich, nur noch ein bisschen behutsamer – es ist ja das letzte Mal. Augen schließen, die Hände falten, die Hand nochmal halten. 

Früher haben das alles Angehörige gemacht. Da lebten aber auch noch vier Generationen unter einem Dach. Heute machen das Schwester Sandra und Kerstin und Christa vom Pflegedienst … Sie flitzen mit ihren kleinen Autos von Haus zu Haus. Sind bei den Menschen. Zeit ist Geld. Sie geben sich trotzdem große Mühe, sich zu kümmern. Bis zum Schluss.  

Gott segne sie, während sie gerade schon wieder auf dem Weg sind zu den Menschen. 

Conrad Krannich, Reformierte Gemeinde, Magdeburg 


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