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26.04.2022
Una festa sui prati

»Una festa sui prati«, 1967 komponiert und gesungen von Adriano Celentano – das ist Heinrichs Lied, seine ganz persönliche Hymne der Freiheit. 

Kurz bevor das Lied die Charts stürmt, macht er rüber, bald nach seinem Studium, versteckt in einem Diplomatenwagen, der ihn an der Transitstrecke nach Berlin aufnimmt und über die Grenze bringt. 55 Jahre ist das jetzt her.  

Die Staatssicherheit verhört Heinrichs Vater, warum sein Sohn die DDR verlassen habe. Er sagt: »Freiheit ist ein hohes Gut. Ein junger Mensch lässt sie sich nicht einfach vorenthalten.« Vater konnte das: die Dinge auf den Punkt bringen, ohne zu provozieren. 

Heinrich konnte das nicht. Deshalb sagte er oft gar nichts mehr: im Staatsbürgerkundeunterricht nicht und auch später nicht in den roten Wochen des sechsten Studienjahres. Aber er dachte sich das Seine, immer wenn die anderen ihre hohlen Phrasen abspulten, an die sie selbst nicht glaubten. Heinrich wusste: In dieser Unfreiheit gehe ich kaputt. Und flieht. 1967, bevor »Una festa sui prati« die Charts stürmt.   

Das Leben jenseits der Mauer war dann freilich nicht nur wie die »Party auf der Wiese«, von der Celentano singt. Freiheit ist anstrengend; Freiheit ist Arbeit – die schönste Arbeit, der sich ein Mensch widmen kann. Das wissen manche erst, wenn sie nicht mehr da ist, die Freiheit. 

Zehntausende Russen verlassen gerade ihr Land, wie einst Heinrich. Denn ohne Freiheit geht ein Mensch kaputt.  

Achten wir die Freiheit, die wir haben; sie ist ein hohes Gut.  

Conrad Krannich, Reformierte Gemeinde, Magdeburg


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