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06.08.2017
Luther gegen Tetzel: Unterscheidung von Sache und Person

Vor 500 Jahren steht Johann Tetzel auf dem Marktplatz in Jüterbog: „Leute, tut etwas für euer Seelenheil!“ Dazu malt er entsetzliche Bilder vom Fegefeuer. „Kauft meine Ablassbriefe und eure Zukunft ist gesichert!“
Die Leute kommen. Wer viel besitzt, bringt ein paar Taler; wer wenig hat, kann auch mit seinen letzten Groschen einen Ablassbrief erwerben.

Martin Luther hört davon. Er ärgert sich grün und blau, predigt gegen diese Geldschneiderei. Aber Tetzel macht weiter. Schließlich verfasst Luther seine 95 Thesen und hämmert sie an die Schlosskirche in Wittenberg: „Weg mit den Ablassbriefen! Weil Gott uns Menschen liebt, allein deshalb vergibt er uns, wenn wir schuldig werden.“

Tetzel greift Luther persönlich an, geifert: „Du bist ein Ketzer!“ Aber am Ende steht Tetzel als Verlierer da. Man gibt ihm sogar die Schuld dafür, dass es zur Reformation und zur Kirchenspaltung gekommen ist.

Martin Luther dagegen unterscheidet zwischen Person und Sache. Er erklärt: „Meine Kritik gilt nicht Tetzel persönlich, sondern dem Handel mit Ablassbriefen.“

Zu diesem Zeitpunkt ist Tetzel bereits schwer erkrankt. Heute vor 498 Jahren, am 11. August 1519, ist Johann Tetzel verstorben.

Sich mit dem anderen auseinanderzusetzen, ihn aber nicht herabzuwürdigen, das imponiert mir in diesem Konflikt an Luther - bis heute.

Meint Hans-Jürgen Kant, Superintendent in Halle


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