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06.04.2021
Namen statt Zahlen

Die Krankenschwestern, die meinen Mann im Juni 2020 in einem städtischen Krankenhaus palliativ begleiteten, haben großen Eindruck bei mir hinterlassen. Sie arbeiteten unter den erschwerten Bedingungen der Pandemie - und doch blickten mich ihre Augen über der Maske ermutigend an. Ich konnte im selben Zimmer wie mein Mann schlafen und war öfter emotional am Limit. Aber durch die fröhlichen Frauen, die mir Tee brachten und mich beim Wachen am Bett ablösten, habe ich dem Sensenmann, der mit uns im Zimmer war, gut standhalten können. Besonders imponierte mir, dass die Krankenschwestern meinen Mann bis zum letzten Atemzug mit seinem Namen ansprachen. Vor jeder Spritze wurde er namentlich um seine Zustimmung gebeten. Würdevoll.

Daran muss ich oft denken, wenn ich täglich die Zahl der Coronatoten lese oder höre, ohne Namen, ohne Gesicht. Vielleicht geht das nicht anders, dennoch macht es mich traurig, Und ich bin sehr froh, dass wir am 18. April einen offiziellen Gedenktag für alle bisherigen Pandemieopfer in unserem Land haben werden. Dort sollte, wenigstens durch die Namensnennung einiger, allen Toten ein Gesicht gegeben werden.

In meiner christlichen Tradition spielt der Name jedes Menschen eine große Rolle. Es gibt eindrückliche Texte darüber, wie Gott mit dem Namen jedes Menschen umgeht. „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst zu mir“ heißt es einmal. Und Jesus hat gesagt: “Freut euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.“ Mich freut das sehr!  Wo immer der Himmel mit Gottes Notizbuch sein mag. Es tröstet, nicht vergessen zu sein meint Pfarrerin Gabriele Herbst , Magdeburg


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