Schutz vor Blitz und Donner
Als Kind bin ich sehr oft mit meinen Eltern aufs Feld gefahren, um das Heu zu ernten. Gerade wenn ein Gewitter im Anzug war, beeilten sie sich, das Heu rechtzeitig zusammenzubringen, um es vor dem Regen zu schützen. Wenn es stark blitzte und donnerte und der Himmel sich verfinsterte, hatte ich manchmal richtig Angst. Dann hat mein Vater einen Weg gefunden, um mich zu schützen, indem er unter den Pferdewagen eine Decke legte, wohin ich mich verkroch. Über den Wagen legte er meistens frisch gemähtes Gras, und ich kauerte dann da unten, wenn es anfing, in Strömen zu regnen.
Dieses Gefühl des Beschütztseins unter einem Wagen, mit dem Regen und dem Geruch frischen Grases, hat mich geprägt. Wir Menschen brauchen Orte, wo wir uns in Schutz begeben können, wo wir geschützt sind. Und wir brauchen Menschen, die uns helfen, dass wir vor Blitz und Donner im übertragenen und im echten Sinne bewahrt werden.
Genau genommen war der Wagen kein faradayscher Käfig, aber Gott sei Dank ist nie etwas passiert. Meine Mutter hat mir dann meistens, wenn es sehr, sehr stark blitzte, die Hand gehalten, ging aber immer wieder raus und half meinem Vater weiter,
Ich wünsche all den Menschen, die angegriffen werden von den furchtbaren Drohnen und Bomben, dass sie rechtzeitig Schutzräume finden, so wie ich damals unter einem Pferdewagen, dass sie Menschen um sich haben, die ihnen die Hand reichen, und dass sie die Gewissheit nicht verlieren, dass jedes Gewitter vorbeigeht.
Johann Schneider, evangelischer Regionalbischof aus Halle