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25.01.2024
Smalltalk

Ich stehe an der Fleischtheke im Supermarkt.
„Ich hätte gern von dem Russischen Salat“, sage ich zu der freundlichen Verkäuferin.
Leise, mehr zu sich selbst, sagt sie: „Darf man das noch sagen?“
Kurze Pause
„Natürlich darf man das“, sage ich über die Theke.
Sie sieht mich an. Sie weiß, ich bin ein Stammkunde; mehr nicht.
„Ach, es ist alles so schwierig – der Krieg und die Zeit und überhaupt.“
Dabei füllt sie russischen Salat ein.

Ich kann ihr nur zustimmen. Dies ist nicht der Moment, über Kriegsschuld zu diskutieren.
Es ist ein kleiner Moment, in dem ich die Sorgen eines Mitmenschen sehe, der mir im Grunde fremd, aber doch nah ist.
Während die Verkäuferin abwiegt, sage ich: „Es wird Frieden geben, hoffentlich bald“

Eine kühne Zusage, ich weiß.
Sie reicht mir den Salat über die Theke
„Spassiba“, sage ich.
Sie lächelt.

Ich liebe solche Miniaturen des Alltags.
Sie sind eine kleine und immer verfügbare Möglichkeit, unser Leben angenehmer zu gestalten.
Ich beobachte das immer wieder.

Leider häufig auch das Gegenteil:
Pöbeln, rumschreien, beleidigen.
Warum machen wir uns damit das Leben so schwer?
Ich halte das für ein Zeichen von Schwäche.

Eine Regel der Bibel ist zu einer Redewendung geworden:
Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem anderen zu.
Das ist Stärke.
Das will ich versuchen, jeden Tag.
Freundlicher Smalltalk gehört dazu.

So grüßt aus Dessau Joachim Liebig


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