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30.10.2020
Süß und sauer

Süßes oder Saures? Morgen Abend stehen wieder die Kinder im Halbdunkel verkleidet vor der Tür.Bisher habe ich immer gesagt: Ihr bekommt etwas Süßes, wenn ihr mir sagt, weshalb heute Feiertag ist. Und wollte natürlich gerne hören: Ja, Frau Pfarrerin, heute ist Reformationstag. Total oberpädagogisch, ich weiß.Stattdessen schallte es mir entgegen: „Heute ist Halloween!“ Ja, was habe ich erwartet!Mit dem Reformationstag kann man keine lustigen Bräuche feiern, der hat wenig Unterhaltungswert.Also erkläre ich kurz etwas zu diesem evangelischen Feiertag. Aber mit meinenBonbons erreiche ich die Kinderherzen sichtlich mehr, da muss ich mir nichts vormachen.Es ärgert mich, dass eine schnöde amerikanische Marketingstrategie mit Grusel-equipment so schnell Fuß gefasst hat und eine bedeutende geistige Errungenschaft damit zunehmend aus unserem Gedächtnis streicht, obwohl sie weltweite Bedeutung hat.Dass Bildung für alle zugänglich sein musste, also auch für Mädchen oder Kinder aus armen Haushalten, dass die Bibel in ein bildreiches Deutsch übersetzt wurde und Luther damit die ganze deutsche Sprache weiterentwickelt hat – all das haben wir ihm und der Reformation zu verdanken.Das Wichtigste aber bleibt seine Erkenntnis, dass ich mich selber vor niemandem beweisen muss. Ich bin ein angesehener Mensch, weil Gott mich sieht.Daran will ich morgen denken. Und lasse den Kindern trotzdem ihren Spaß, schenke ihnen lachend etwas Süßes und werde ihnen von der Reformation erzählen. Aber ganz entspannt.Pfarrerin Christina Lang, Ev. Kirchengemeinde Naumburg


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