Seit frühesten Kindertagen tanze ich gern. Ich habe meine Eltern beobachtet, wie sie fröhlich und ausgelassen im Hof tanzten. Die ersten Tanzschritte hat mir mein Vater in der Scheune beigebracht, indem er die jeweilige Melodie pfiff und mir die einzelnen Schritte zeigte. Tanzen gehörte in Meschen in Siebenbürgen, wo ich aufgewachsen bin, einfach dazu. Wir hatten Tanzunterricht in der Schule und seit dem Kindergarten eine ganze Reihe von Tänzen, Bändertänze und Reigentänze gelernt. Tanzen war dort Teil der Lebensfreude, aber auch der Kultur. Und so habe ich von frühester Kindheit an bis heute sehr gerne getanzt und tue es bis heute.

Einen kleinen Einbruch gab es, als ich in einem kirchlichen Jugendkreis kam, wo es Stimmen gab, Tanzen sei eine Versuchung. Meine Mutter hat dem sofort und klar widersprochen und gesagt: „Schließlich haben sie alle getanzt, als der verlorene Sohn zurückkam und der Vater ihn in die Arme schloss. Was haben die denn gemacht? Sie haben getanzt vor Freude.“

Das tun wir auch gerne, und das wünsche ich allen Menschen, mit denen ich zusammenlebe. Und auch wenn wir uns manchmal auf die Füße treten, weil wir die Schritte nicht ganz zueinander koordinieren, Hauptsache, wir erleben Freude an der Gemeinschaft!

Johann Schneider, evangelischer Regionalbischof aus Halle