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06.08.2017
Traum von Frieden und Wiederaufbau

Der fünfzehnjährige Mohammad Quteish hat einen großen Traum. Er möchte Architekt werden, seit er zehn Jahre alt war, so lese ich es in der Zeitung. Da begann der arabische Frühling, der längst keiner mehr ist. Und Mohammads Heimatstadt Aleppo wurde bald in Schutt und Asche gelegt. Der Junge fragte sich: Wie kann man das alles nur jemals wieder aufbauen?

Dann fing er an es zu tun. Bei sich zu Hause. Er wollte sein Aleppo ganz neu gestalten. Die Stadt sollte den Himmel berühren. Sie sollte etwas von der Großspurigkeit Dubais erhalten und ein bisschen Pariser Verspieltheit. Mit Papier, Pappe, Tusche, Draht, Tüchern und Watte. Wochen, Monate bastelte er sein Aleppo von morgen, bis die Finger bunt und klebrig und die Augen müde waren. So wuchs sein Mini-Aleppo auf einer Fläche so groß wie eine Tür neu heran.

Doch die Kämpfe draußen wurden immer schlimmer. Mohammad Quteish musste mit seiner Familie fliehen. 2016 kamen sie in die Türkei. Seine selbst gebastelte Stadt konnte er nicht mitnehmen.

Mohammad und seine Familie warten nun mit Millionen anderen in der Türkei. Seinen Traum, Architekt zu werden, hat er noch nicht aufgegeben. Manchmal fragt er seinen Vater: „Wann kehren wir zurück?“ Der Vater weiß darauf keine Antwort.

Ich bete darum, dass Frieden wird und dass Mohammad seine Träume verwirklichen kann. Eines Tages möchte ich durch sein Aleppo spazieren können.

Hans-Jürgen Kant, Superintendent in Halle


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