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10.11.2023
Über die Liebe

Man kann viel Kluges sagen über die Liebe. Aber besser man erzählt von ihr. Und das will ich tun. Von der Liebe und von Gerhard. Gerhard ist so Anfang 70. Er hat Lachfältchen an den Augen und eine kleine Lücke zwischen den beiden Zähnen vorn. Er liebt die Natur. Und natürlich seine Frau und seine beiden Kinder und die Reihe an Enkeln. Und Gott. Den besonders. Denn Gerhard ist fromm. Fromm und klug. Das ist eine sehr gute Kombination. Und er hat eine Menschenliebe, die ihm aus den Augen schaut.

Wenn es jemandem in der Nachbarschaft nicht gut geht, dann geht er hin und fragt, ob er etwas braucht. Und er betet für ihn. Wenn zum Straßenfest alle feiern und am Abend mit immer mehr Alkohol die Witze immer dreckiger werden, dann kommen seine Lachfältchen zum Einsatz, und er tut so, als mache ihm das nichts aus.

In seinem Garten lässt er einen Teil der Wiese stehen und mäht sie nur einmal im Sommer. Damit die Margariten blühen können und das Wiesenschaumkraut.

Einmal stand er da, blickte über das blühende Grün und sagte: „Christina, wir sind doch nur auf der Welt, um uns zu freuen.“ So schön fand er es in dem Moment und in seinem Leben.

Als seine Mutter pflegebedürftig wurde, ging Gerhard dreimal am Tag zu ihr und kümmerte sich. Als sie starb, legte er ihr einen Wiesenstrauß in den Sarg.

Die Liebe ist von Gott, und wer liebt, der ist aus Gott geboren.

Das kann man an Gerhard durchbuchstabieren.

Pfarrerin Christina Lang, Ev. Kirchengemeinde Naumburg


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