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08.06.2018
Vertrauen wagen

Spargelzeit

Wie ich sie liebe.

Frische Kartoffeln, Spargel und braune Butter – lecker.

Aber jeden Tag Spargel essen, das geht nicht.

Für Spargelliebhaber nicht und erst recht nicht für Menschen,

die ihn nicht so mögen.

Ich werde nie den Empfang eines ausländischen Ministerpräsidenten in Quedlinburg vergessen. Er war einen Tag zu Besuch in Sachsen Anhalt.

Mittagessen im besten Haus am Platz.

Spargelcremesuppe als Vorspeise.

Dann las mein Nachbar die weitere Speisefolge und fragte mich leise, etwas gequält:

Essen Sie in Deutschland eigentlich immer Spargel?

Nein, sagte ich, aber um diese Zeit schon sehr gern.

Daraufhin sagte er, und mich rührt dieses Vertrauen heute noch: Ich bin jetzt den vierten Tag in Deutschland und mittags und abends gab es immer Spargel, und ich mag ihn nicht. Das tat mir total leid, ich habe mir sofort vorgestellt, ich müsste mittags und abends Banane essen und gute Mine dazu machen, das würde mir richtig schwer fallen.

Dann fragte ich ihn leise, was er denn gern möge. Und da kam die Antwort: richtig gern Erbsen. Kein Problem, sagte ich, rief den Kellner, sagte ihm, ich vertrüge keinen Spargel und hätte gern Erbsen. Wir tauschten unauffällig die Teller und er bedankte sich zum Abschied noch einmal für das schöne Mittagessen bei mir, zu dem ich ja eigentlich fast nichts beigetragen hatte. Das Protokoll bat ich, seiner letzten Station in Deutschland doch bitte zu sagen: Es müssen nicht Spargel auf der Speisekarte stehen.

Später hat mich bewegt, warum er mir das gesagt hat.

Er hatte Vertrauen zu mir.

Entgegengebrachtes Vertrauen ist etwas wunderbares.

Und Vertrauen wagen auch..

Beides wünschet ihnen heute

 

Pfarrerin Renate Höppner aus Magdeburg


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