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19.09.2022
Wolf Biermanns Oma Meume aus Halle

Kürzlich war Wolf Biermann in Zeitz. Er war, wie er sagte, zum ersten Mal in dieser Stadt. Er erinnerte zu Beginn der Vorstellung an Pfarrer Oskar Brüsewitz, den er zwar nie getroffen hatte, und mit dem er dennoch im Protest gegen die menschenverachtende Politik der SED geistig verbunden gewesen war. Zunächst hat mich fasziniert, wie unverwechselbar und ausdrucksstark der 85-jährige Biermann mit seiner Gitarre auf der Bühne Geschichten aus seinem Leben erzählt hat, dass wie kein zweites mit der Geschichte in Deutschland verwoben ist. Besonders angesprochen hat mich die Erzählung von seiner Oma Meume aus Halle, deren frühes Leben in Glaucha er in einer Moritat besingt: „Großes Gebet der alten Kommunistin Oma Meume in Hamburg“, damit hat er ihr ein Denkmal gesetzt. Seine Oma Martha war in einem Waisenhaus der Franckeschen Stiftungen in Halle aufgewachsen, wo es „zu wenig Essen, zu viel Gebete und noch mehr Prügel gab“ Und seine Oma machte am Ende ihres Lebens ihre Kinderbeziehung zum lieben Gott wieder flott, weil sie nun auf die Idee kam: Vielleicht könnte sie den Gott ihrer Kindheit dazu verführen, ein bisschen unerlaubte Hilfe zu geben. Er solle doch für den Sieg des richtigen, des menschlichen Kommunismus, sorgen. Das sei er ihr schuldig. Seltsam, nicht? Aber auch anrührend, weil Oma Meume Gott so etwas zutraut. Mehr als mancher glaubt. Johann Schneider evangelischer Regionalbischof aus Halle


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