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26.04.2022
20 Jahre Gutenberg

„Einen schönen Tag dir!“ „Vergiss dein Frühstücksbrot nicht!“ „Bis heute Nachmittag!“ Vielleicht noch ein Küsschen, ein Streicheln übers Haar, ein Lächeln. Wie jeden Morgen.

Doch dann ist nichts mehr, wie es war.

Heute vor 20 Jahren kam es zum Amoklauf am Erfurter Gutenberg-Gymnasium. Sechzehn Menschen wurden vom Attentäter, einem ehemaligen Schüler, ermordet. Lehrerinnen und Lehrer, ein Schüler, eine Schülerin, die Sekretärin, ein Polizist. Der Attentäter tötete sich am Ende selbst.

20 Jahre ist das her – eine lange Zeit. Doch nicht für Betroffene und Angehörige. Die müssen seither damit leben. Damit, dass sich ihr Leben innerhalb kürzester Zeit so tiefgreifend veränderte. Auch das gemeinsame Gedenken gehört unbedingt dazu. Heute an der Schule, wie jedes Jahr, um 11 Uhr, denn da begann das Grauen damals.

Zeitgleich wird, auch wie jedes Jahr, in der nahegelegenen Andreaskirche zum Gedenken eingeladen. An einem behüteten Ort, so nennt es die dortige Pfarrerin. Die Schulglocke läutet, die Kirchenglocken läuten. Hier wie auch an der Schule werden die Namen der damals Getöteten verlesen, Kerzen angezündet. Solche wiederkehrenden Rituale sind wichtig. Sind wie ein aufgespanntes Netz, das trägt. Gemeinsames Gedenken, Trauern, Erinnern. Um zu leben, und nach vorn zu blicken.

Seinen Frieden damit machen? Das geht nicht, meint die Pfarrerin. Aber Frieden finden, das geht.

Das möge allen geschenkt sein, die sich heute zum Gedenken versammeln. Besonders aber denen, die damit leben müssen.

Cornelia Biesecke, Eisenach, evangelische Kirche


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