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25.04.2022
Umarmungen

„Wenn Sie Ihre Mutter besuchen, dann müssen Sie sie ganz dolle drücken!“, sagt die ältere Dame nach dem Gemeindekaffee zu mir. Ich hatte erzählt, dass ich am Wochenende zu meiner Mutter fahre, die weit weg wohnt.

Ich schaue wohl ein bisschen fragend, denn sie sagt noch: „Wissen Sie, das hat uns alten Leuten in der Corona-Zeit schlimm gefehlt. Dass wir mal ausgiebig gedrückt werden. Wir mussten ja vorsichtig sein. Und das hatte ja auch seinen Sinn.“

Ich denke drüber nach. Ja, stimmt, ich war auch vorsichtig. Habe keine Hände geschüttelt, und wenn ich mal jemanden umarmt habe, dann nur ganz kurz. Erst ist es mir schwergefallen, denn ich umarme gerne Menschen. Aber irgendwann habe ich mich daran gewöhnt. Das muss ich wirklich erst wieder lernen. Dass es wichtig sein könnte, das ist mir so bewusst nicht geworden. Ich musste ja auch nicht drauf verzichten. Ich habe ja meine Familie.

Dass es meiner Mutter und vielen anderen, nicht nur alten Menschen fehlen könnte, merke ich jetzt erst.

Besonders wenn man allein lebt oder im Heim. Da sind Umarmungen nicht selbstverständlich und werden umso mehr schmerzlich vermisst.

Übrigens: Ich bin mit meiner Tochter zu meiner Mutter gefahren. So haben wir sie gleich doppelt umarmt und das alle drei sehr genossen. Getestet waren wir trotzdem. Denn noch ist Corona ja nicht vorbei.

Einen guten Tag wünscht Cornelia Biesecke aus Eisenach, evangelische Kirche


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