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09.12.2021
500 Jahre Bibel-Leak

Heute vor 500 Jahren … vielleicht war es auch gestern oder morgen, jedenfalls im Dezember 1521 war Martin Luther in Quarantäne. Er war vogelfrei, versteckte sich auf der Wartburg, mimte da den Junker Jörg, aß Wildbret und litt an Verstopfung. Alles besser als tot. Er hatte Zeit und sich an die Arbeit gemacht, die Bibel ins Deutsche zu übersetzen. Damit hat er sich zum Edward Snowden des ausgehenden Mittelalters gemacht. Die Bibel war ein Geheimpapier, nur Intellektuelle konnten sie lesen. Und wenn im Gottesdienst der Priester beim Abendmahl die Oblate hochhielt und auf Lateinisch sagte „Das ist mein Leib – Hoc est corpus meum“, verstanden die Leute nur: Hokuspokus. Luther hat die Bibel für alle lesbar gemacht. Heute würden wir sagen: Er hat sie geleakt.

Lest selbst, denkt selbst, handelt danach. Das hat er von der Wartburg aus hinunter ins Land gerufen. Er brauchte sie alle für seine Reformation, jede und jeden Christen. Schließlich ging es darum, die Kirche wieder zurückzuholen an ihren ursprünglichen Auftrag – für andere da zu sein. Und nicht den Menschen Geld abzupressen für Paläste in Rom. So haben die Bauern endlich lesen können davon, dass die Letzten die Ersten sein werden. Offenbar ist es eben nicht gottgewollt, was die Herren ihnen gepredigt hatten, dass die einen immer oben und sie immer unten sind. So haben sie ihre Rechte eingeklagt, auch wenn Luther das so gar nicht gewollt hat.

Ich finde, man kann das hier einfach einmal so stehen lassen, dieses: Lest selbst, denkt selbst.

Einen schönen Tag noch, Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus der Wartburgstadt.


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