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01.06.2021
Anerkennung von DDR-Unrecht

Kerzen und Gebete. Die haben im Herbst 89 mitgeholfen, dass die Revolution friedlich blieb. Durch die Kirchen ging es auf die Straßen und Plätze. In den Kirchen hatten schon Jahre vorher Friedens- und Umweltgruppen den Protest formuliert. Aber das ist nur die halbe Wahrheit. Über die andere Hälfte ist fast 30 Jahre lang das Gras gewachsen: Kirche hat Menschen auch im Stich gelassen, hat mit Staat und Stasi paktiert. Das stand bisher nicht gerade im Kirchenschaukasten.

„Wir wollen uns unserer Schuld stellen. Wir wollen Verantwortung übernehmen. Wir wollen Versöhnung ermöglichen“, sagt die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland heute. Es gibt ein „Anerkennungsverfahren“. Haupt- und Ehrenamtliche der Kirche, die von ihr verraten wurden, können sich als Opfer anerkennen lassen. Dann zahlt die Kirche oder das Unrecht wird öffentlich anerkannt.

Von Wiedergutmachung ist nicht die Rede. Das ist auch gut so. Wiedergutmachen kann ich eine Schramme, die ich jemandem ans Auto mache. Ein bisschen Lack, fertig. Aber wenn ein Lebensweg geknickt wurde, jemand verleumdet wurde, seinen Job verloren hat, inhaftiert oder zur Ausreise gedrängt wurde … dann ist das nicht nur ein Kratzer an der Karosserie des Lebens. Das lässt sich nicht einfach wiedergutmachen.

Wenn sie jetzt sagt, ja, wir erkennen an, wir haben uns schuldig gemacht, dann können manche Opfer vielleicht aufatmen. Denn es hilft, wenn Unrecht beim Namen genannt wird. Auch öffentlich. Geld kann das unterstreichen. Es geht um Aussöhnung zwischen Kirche und Opfern, aber auch mit dem eigenen Leben. Die Kirche hat sich verdammt viel Zeit gelassen. Aber besser spät als nie.

Einen guten Tag wünscht Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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