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31.05.2021
Flüchtlinge an EU-Außengrenzen

Es gibt eine Geschichte in der Bibel, wo Jesus im Tempel von Jerusalem so richtig aufräumt. Er treibt die Händler und Tiere hinaus, wirft Tische um, Münzen kullern über den Boden, es gibt Geschrei: „Was fällt dir ein!“ – „Was fällt euch ein“, erwidert er, „der Tempel soll ein Bethaus für alle Völker sein, aber ihr habt eine Räuberhöhle daraus gemacht.“ Ich mag diesen heiligen Zorn.

Die Europäische Union ist auch so etwas wie ein Tempel, ein Tempel des Friedens. Der Mörtel, mit dem er gebaut ist, sind die europäischen Werte: Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Menschenwürde und Menschenrechte. An den EU-Außengrenzen werden auch heute wieder Flüchtlinge brutal zurückgetrieben, von Polizeikräften geschlagen und bestohlen, medizinische Hilfe wird verweigert. Boote werden mit den Menschen zurückgeschleppt aufs Meer.

Die EU-Kommission weiß das. Tempel oder Räuberhöhle? Ich schäme mich für dieses Europa. Das schreibe ich an Ursula von der Leyen. Es antwortet sogar jemand. Man könne da nichts tun.

Ich stelle mir vor, wie jemand, der vor Ort war, an der bosnisch-kroatischen Grenze oder auf den griechischen Inseln, nach Brüssel fährt zum Sitz der EU-Kommission. Er fragt sich durch bis zu einem von den entscheidenden Schreibtischen, vielleicht platzt er in eine Sitzung. Dann legt er Fotos auf den Tisch, Bilder wie ich sie selbst gesehen habe: Arme und Beine, malträtiert von Schlagstöcken. Eine ans Ufer gespülte Leiche. Eine Frau, ein Kind. „Was fällt dir ein?“ Darauf sagt er nur: Siehe, ein Mensch. Seht, es sind Menschen!

Diese Menschenrechtsverletzungen müssen aufhören, findet Ralf-Uwe Beck, evangelisch und aus Eisenach.


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