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05.02.2021
Aus Zahlen werden Namen

Jeden Tag gibt es neue Zahlen. Inzidenzzahlen, Fallzahlen. Impfzahlen, Schuldenzahlen. Manche kann ich einordnen, andere nicht. Von Börsenzahlen habe ich zum Beispiel überhaupt keine Ahnung.

Eines aber ist ihnen allen gleich. Sie sind flüchtig. Hat mich die Zahl vielleicht eben noch beeindruckt, so habe ich sie relativ schnell wieder vergessen.

Etwas anderes ist das, wenn aus Zahlen Gesichter und Namen werden. Wenn ich höre, dass über 80 000 Frieseurbetriebe vom harten Lockdown betroffen sind, dann ist das eine große Zahl.  Doch dann sehe ich Susanne vor mir, meine engagierte Friseurin, die ihren Beruf heiß und innig liebt, aber jetzt verzweifelt ist, weil es finanziell schon lange ans Eingemachte geht. Oder ich sehe im Diagramm die Zahlen der täglichen Corona-Todesfälle und weiß: Zwei davon kenne ich und sehe ihre Familien vor mir, die jetzt trauern. Und dann zünde ich eine Kerze an und  greife zum Telefon und frage: „Wie geht es dir?“ Weil es mich berührt. Weil aus der Zahl ein Gesicht, ein Name geworden ist.

Mit Gesicht und Namen kennt uns Gott. Und weiß, wie es uns geht. Da verschwindet niemand in der grauen Masse, in Tortendiagrammen und Statistiken. Gott sieht uns. Unsere Namen sind im Himmel geschrieben.

Dieser Satz steht in der Bibel. Ich mag ihn. Habe ihn manches Mal bei Traueransprachen verwendet. Weil es eine tröstliche Vorstellung ist, dass unsere Verstorbenen bei Gott nicht vergessen sind.

Aber eben nicht nur das.

Bei Gott sind wir als Menschen aufgehoben. Mit einem Gesicht und einem Namen. Bei ihm haben wir einen kostbaren Wert, und den kann niemand wegnehmen.


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